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1. Bd. 1
- S. 91
1913 -
Leipzig
: Poeschel
- Autor: Berthold, Willi, Pautsch, Otto, Kestner, Fritz, Fischer, Johannes, Schmidt, Benno, Rohrbach, Paul, Deumer, Robert, Mothes, Rudolf, Oßwald, Paul, Bracker, Willy, Reinhard, Rudolf, Heuss, Theodor
- Hrsg.: Schröter, Arthur
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Die politischen Parteien
91
die Brüder von Gerlach, von Bismarck, Stahl, Niebuhr und O. von
Manteuffel. Da der Großgrundbesitz in der Folgezeit die Vorherr-
schaft in der Partei gewann, wurde sie von den Gegnern „Junker-
partei" genannt. Als Preßorgan wurde die Krcuzzeitung gegründet.
Die Konservativen hatten wichtigen Einfluß in der direkten Umgebung
des Königs und erreichten in der 1850 oktroyierten Verfassung eine
Einschränkung der demokratischen Forderungen. In den 50er Jahren
erlangten sie auch in der 2. Kammer die Majorität. In der Konflikts-
zeit (1861—66; s. S. 103,107) aber waren sie, die Anhänger der Bis-
marckschen Politik, in der Minderheit. Als die Volksvertretung 1866
mit der Negierung ihren Frieden machte, zweigte sich von der kon-
servativen Partei der linke Flügel, der im nationalen Interesse ver-
söhnlicher gegen die Liberalen gestimmt war, unter dem Namen
„Freikonservative" ab.
Die alte Fraktion, die im Reichstage des Norddeutschen Bundes
die gleichen Elemente Mecklenburgs, Sachsens und der mitteldeutschen
Staaten in sich aufgenommen hatte, nannte sich jetzt Deutschkonser-
vative Partei. In Württemberg und Mittelfranken hatte sie auch
bedeutende Teile der Bauernschaft zu Anhängern. Während des
Kulturkampfes (70er Jahre) trat eine kleine Spaltung in der
Partei ein, da die Mehrheit den „kirchenpolitischen Streit als ein
Unglück für Reich und Volk" betrachtete, während die Minderheit bei
Bismarck aushielt. Das Jahr 1876 brachte die Aussöhnung mit Bis-
marck und die endgültige Konstituierung derpartei aufgrund eines Auf-
rufes an die deutschen Konservativen (12. Juli 1876). Diese damals
niedergelegten Grundsätze sind ergänzt und erweitert worden im
Tivoliprogramm des Jahres 1892 (8. Dez.), das seitdem die
Grundlage der deutsch-konservativen Partei bildet.
„Sie will die Monarchie von Gottes Gnaden unangetastet er-
halten wissen" und bekämpft „jeden Versuch, die Monarchie zu-
gunsten eines parlamentarischen Regiments zu beschränken". Im
vollen Verständnis für die Bedeutung der Wehrkraft des deutschen
Volkes treten ihre Mitglieder auch für eine „maßvolle" aber „ziel-
bewußte" Kolonialpolitik ein. Innerhalb der Reichseinheit wollen sie
die Wahrung der „berechtigten Selbständigkeit und Eigenart der