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- S. 23
1913 -
Grünstadt
: Riedel
- Autor: Böshenz, Jakob
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Sonntagsschule
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30 Millionen Mark Butter und Käse, letzterer als Schweizer-,
Rahm--, Backstein- und Delikateßkäse, gehen durchschnittlich von hier
aus alljährlich in die Welt.
Die zahlreichen Waldgebiete liefern nicht nur beträchtliche
Holzmengen (für ca. Iffs Millionen Mark jährlich), sondern
auch die Erzeugnisse der weit verzweigten Holzindustrie erfolg-
reich auf den Markt. München steht in dieser Beziehung an erster
Stelle nicht nur als größtes Holzlager, sondern auch als Stapel-
und Handelsplatz für die Holzindustrie (Möbel, Parkettböden usw.),
dem nur Nürnberg und Augsburg nahe kommen. Zu Weltruf ist
aber die Ausfuhr des bayrischen Bieres (rund 4 Millionen Hekto-
liter pro Jahr) und der N ü r n b e rg er Sp i elwa ren gekommen, welch
letztere beispielsweise nach Nordamerika allein sich schon auf nahezu
11 /2 Millionen Mark im Jahre belaufen hat.
Auch die sonstigen Industriezweige führen dem Handel ihre
Erzeugnisse in immer steigendem Maße zu: Maschinen- und
Eisenwaren von München, Nürnberg, Fürth usw.; Porzellan-
und Graphit waren von Passau und Umgebung; Stein-
waren aus dem Fichtelgebirg; L it h 0 g r a p h i e p l a t t e n von
Solnhofen; Salz aus den: Berchtesgadener Lande; Glas aus dem
Böhmerwald; Spiegel von Fürth; Bleistifte, Stöcke,
Galanteriewaren, Lebkuchen von Nürnberg, Tuche von
Augsburg, Wein aus Unterfranken und Schlachtvieh aus den
Alpen.
Diesen Lieferungen einheimischer Kunst- und Naturprodukte
ins Ausland entspricht aber auch wieder eine beträchtliche Einfuhr
fremder Erzeugnisse nach Bayern. Hierzu zählen zunächst die
Nahrungs- und Genußmittel, deren heutzutage jeder Haushalt be-
darf: Reis, Sago, Südfrüchte, Kakao, Kaffee, Tee, Pfeffer, Tabak,
Oel. Dazu kommen Baumwolle, Seide, Eisen und andere Metalle,
welche als Rohstoffe unseren Fabriken zugeführt werden um den
zahlreichen Arbeiterheeren unserer Großstädte Gelegenheit zu Be-
schäftigung und Verdienst zu bringen, Diese Einfuhr von Roh-
stoffen ermöglichte das Anwachsen der Arbeiterschaft von 680 000
Köpfen im Jahr 1882 auf rund 2 Millionen in der Gegenwart. Sie be-
wahrt unser Vaterland heute vor Auswanderungsverlusten, wie sie
Bayern lange Jahrzehnte hindurch ertragen mußte und durch welche
es in den letzten 50 Jahren eine Einwohnerzahl verlor, die der-
jenigen des Regierungsbezirkes Schwaben entspricht.
Das Gewerbe in Bayern.
Wie unsere Pfalz so war auch der rechtsrheinische Teil unseres
bayrischen Vaterlandes vor etwas mehr als einem halbem Jahr-
hundert noch zu drei Vierteilen ein rein vom Ackerbau zehrendes