1. 2
- S. 32
1913 -
Grünstadt
: Riedel
- Autor: Böshenz, Jakob
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Sonntagsschule
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Sicherheit der Reisenden gefährden, sind von der Beförderung aus-
geschlossen, wenn nicht ein besonderes abgeschlossenes Wagenabteil
für sie zur Verfügung steht.
Die Fahrkarte wird am Ausgabeschalter der Station gelöst, am
Ausgang zum Perron, oft auch während der Fahrt kontrolliert und
muß bis zur Beendigung der Reise sorgfältig aufbewahrt werden,
da sonst dem Fahrgaste Unannehmlichkeiten erwachsen können. Die
Fahrzeiten können aus Fahrplänen und Kursbüchern ersehen werden,
die Fahrpreise stehen auf besonderen Tarifen verzeichnet, welche in
der Nähe der Ausgabestelle aufgehängt sind.
Auch die zu versendenden Güter kommen auf den einzelnen
Stationen zur Verladung. Ihr Transport wirft den größeren Teil
der Eisenbahn-Einnahmen ab. Bei Aufgabe derselben ist ein Begleit-
schein, der „Frachtbrief", auszustellen. Die Berechnung der Fracht-
kosten geschieht ebenfalls nach einem bestimmten Tarife. Auch für
den Gütertransport sind weitgehende Sicherheitsmaßregeln getroffen,
namentlich kommen feuergefährliche und leicht explodierende Stoffe
in gewöhnlichen Güterzügen nicht zur Beförderung.
Die Hauptsicherheit für den Personen- und Güterverkehr bilden
aber nebst einem gewissenhaften Eisenbahnpersonal ein gut gebauter
und tadellos in Ordnung gehaltener Bahnkörper. Man unter-
scheidet an ihm Unter- und Oberbau. Ersterer bildet wie das
Fundament beim Hause, den festen, tragenden Grund des Bahn-
körpers. Seine Herstellung erfordert die meisten Opfer an Kraft,
Zeit und Geld. Dämme, Brücken, Viadukte, Tunnels, Einschnitte,
Stützmauern rc. sind Teile des Unterbaues, der oft wahre Kunst-
leistungen aufzuweisen hat, wie das Beispiel der Strecke durch das
Neustadter Tal beweist. Auch die Ueberbrückung des Zellertales bei
Marnheim ist ein Meisterwerk der Eisenbahntechnik.
Der Oberbau besteht aus einer Schichte von Kies oder Wacken,
der „Bettung", weil in sie die „Schwellen" eingebettet sind.
Auf diesen früher aus Holz, jetzt meist aus Eisen hergestellten Quer-
balken ruhen die Eisenschienen, über welche die Räder in sau-
sender Eile dahinrollen. Durch besondere Bedienstete wird der Bahn-
körper ständig überwacht, da seine Beschädigung die Sicherheit des
Zuges und seiner Insassen auf das schwerste gefährden kann.
Wasserstraßen.
Richt weniger wichtig als das Gewirr von Schienenwegen,
das weithin unser deutsches Vaterland durchkreuzt, erscheint uns das
Netz natürlicher und künstlicher Wasserläufe, die, belebenden Adern
gleich, im Norden und Süden die Gaue durchpulsen. Wie man
längst zu der Erkenntnis gekommen ist, daß die Meere keine völker-
trennenden Schranken mehr sind, wie dies durch Jahrtausende des