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- S. 71
1913 -
Grünstadt
: Riedel
- Autor: Böshenz, Jakob
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Sonntagsschule
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Entgegengesetzten Charakter wie der Ton zeigt der Sand.
Mit geringer Bindekraft, verhält er sich dem Wasser gegenüber von
äußerster Durchlässigkeit, und trocknet sehr rasch aus, ein Nachteil,
der nur dann einigermaßen sich beheben läßt, wenn der Untergrund
durch eine Tonschichte gebildet wird, welche die Feuchtigkeit länger
zurückhält. In diesem Falle lassen sich auch durch tiefes Pflügen
infolge der hiebei herbeigeführten Bodenmischung seine Eigenschaften
heben, während im allgemeinen durch häufige Düngung verbessernd
eingewirkt werden muß. Reiner Sandboden ist nicht anbaufähig,
gerade so wie reiner Kalkboden. Und doch ist der Kalk ein gern
gesehener Bestandteil des Ackers. Er saugt viele Sonnenstrahlen
auf und macht dadurch den Boden warm, was seine besondere Be-
fähigung zu Wein- und Obstbau erklärt. Wasser dringt rasch ein,
wird aber nicht sehr lange zurückgehalten. Eine stark zersetzende
Wirkung übt der Kalk auf die im Boden enthaltenen Nahrungs-
stoffe aus, was die Ernährung der Pflanze beschleunigt, aber auch
die Ausbeutung des Bodens schneller herbeiführt, was wiederum
eine öftere Düngung verlangt. Denn durch diese wird der Boden
mit H u mu s gespeist, dessen alle Böden in mehr oder minder großem
Maße bedürfen.
Man versteht unter Humus nämlich alle Boden-Bestandteile
organischer d. h. pflanzlicher und tierischer Natur, die, in ständiger
Verwesung begriffen, alle den Pflanzen notwendigen Nahrungsstoffe
dem Schoße des Ackerbodens zuführen. Dabei machen sie die Erde
locker, nehmen Wasser und Wärme leicht auf und halten sie längere
Zeit zurück. Humus findet sich in jeder Ackererde, sodaß von einem
reinen Humusboden keine Rede sein kann. Aber von dem mehr
oder weniger großen Bestandteil dieses dunklen, oft schwärzlichen
Erdstoffes hängt der Grund der Fruchtbarkeit des Ackerbodens we-
sentlich ab. Wegen seiner leichten Verweslichkeit infolge des un-
mittelbaren Zutrittes von Luft und Wasser nennen wir ihn „milden"
oder „auflöslichen Humus" und unterscheiden davon den „sauren
Humus" der Tors- oder Moorböden, der sich überall da bildet, wo
die Zersetzung der organischen Stoffe ohne Zutritt der Luft vor sich
geht. Durch Düngung und Zufuhr von Kalk oder Asche lassen sich
solcherlei Huinusböden in ertragreiches Ackerland umwandeln, wie
das Beispiel des Landstuhler Torf-Bruches schlagend beweist.
Hatten wir nun in den einzelnen Gauen unserer Pfalz Um-
schau, so finden wir wohl da und dort Mängel in den Eigenschaften
der vom Landwirt benutzten Böden, aber kein Fleck pfälzischer Erde
gehört zu denen, die den Mackel gänzlicher Unfruchtbarkeit und Wert-
losigkeit tragen.
Unsere Ackerböden weisen weder völlig reinen Ton, noch puren
Sand oder Kalk auf, sondern finden sich zumeist in glücklicher Mi-
schung, weshalb der pfälzische Landwirt in der angenehmen Lage
ist überall in unserer Heimatprovinz sowohl dem Getreide-, als auch