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1. Unser Heimatland Elsaß-Lothringen - S. 25

1912 - Straßburg : Bull
25 der Staatsregierung rufen, als sie sich nicht mehr zu helfen wußte, als sie sich dem Untergang nahe sah. Das war gegen Ende der 70 er Jahre des vorigen Jahrhunderts. Da fing das Dampfschiff an, seinen Siegeszug durch die Welt zu halten. Mit seiner Hilfe konnten die entferntesten Länder mit- einander verbunden werden. Nun strömten die Waren herzu, vor allem auch Getreide aus Ländern von großer Fruchtbarkeit, deren Äcker noch keiner Düngung bedürfen, um reich zu tragen, in denen die Arbeitslöhne noch sehr niedrig sind, aus deren weiten, ebenen Flächen die Maschine an Stelle des Menschen tritt. Billiges Getreide in Massen kam herzu, es brauchte niemand zu sorgen, daß es käme. So unaufhaltsam kam es, daß die Getreidepreise unserer Landwirte reißend bergab gingen, daß der Landwirt kaum noch seine Kosten herauszuwirtschasten vermochte. Jetzt ries er nach der Staatsregierung. Aber nicht unsere elsaß-lothringische Regierung konnte helfen. Denn was zu tun war, konnte nur die Reichsregierung aus sich nehmen: Die Grenzen schließen, wenigstens Mauern, Zollmauern, errichten, daß sich der fremde Strom nicht gar so übermächtig herüberwälzen konnte. Nur die Reichsregierung besitzt die Machtmittel, Heer und Flotte, solche Anordnungen auch aufrecht zu erhalten, nur sie ist Herr und Gebieter an allen deutschen Grenzsäumen. Der Zoll erhöhte den Preis des fremden Getreides (durchschnittlich 5 Mk. Zoll aus 1 Doppelzentner), so daß auch das inländische Getreide wieder im Preise stieg; der Landwirt erfreute sich jetzt wieder eines höheren Gewinnes. Bis zum heutigen Tage ist dieser Zoll bestehen geblieben, — und bis zum heutigen Tage herrscht auch ein heftiger Streit darüber, ob dieser Zoll erhalten bleiben muß oder nicht. Dem Landwirt ist damit geholfen. Was sagt aber der Nichtlandwirt, der Handwerker, der Arbeiter dazu? Für ihn wird doch das Getreide und damit das Brot teurer durch den Zoll. Wenn für jeden Menschen Doppelzentner Brotgetreide im Jahre ge- rechnet werden muß, so bedeutet doch der Zoll schon eine ziemlich fühlbare Er- höhung des Brotpreises sür eine kinderreiche Familie. Wir wollen das Für und Wider nicht weiter erwägen; wenn der Streit schon so lange dauert ohne Entscheidung, so kann ihn der einfache Mann auch nicht entscheiden wollen. Nur muß er zu verstehen und einzusehen suchen, warum die Reichsregierung die Zölle geschaffen hat, obwohl sie wußte, daß damit eine kleine Verteuerung des Brotes eintreten mußte. Es ist die Ausgabe der Regierung, sür alle Stände und Berufe des Reiches zu sorgen. Wenn es aber allen gut gehen soll, darf keiner notleiden. Die Landwirtschaft z. B. will ja nicht nur verkaufen, sie muß auch kaufen, Kleider, Geräte, Maschinen usw. Wenn sie ohne Gewinn oder mit zu
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