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1. Unser Heimatland Elsaß-Lothringen - S. 42

1912 - Straßburg : Bull
42 Es gibt aber auch eine sehr große Zahl von Gegnern der Weinzölle. Ihre Gründe: Der Zoll verteuert ihr Getränk, nimmt ihnen also von ihrem Geld zugunsten anderer. Am meisten wehren sich Industrie und Handel gegen die Weinzölle und mit ihnen alle, die von Industrie und Handel abhängen. Die ausländischen Weine kommen nämlich großenteils aus Spanien, Portugal oder Italien. Diese Länder kaufen viele von unsern Jndustriewaren ab und würden diese mit einem hohen Eingangszoll belegen, wenn wir ihre Weine noch höher belasten wollten. Wenn also die Reichsregierung einen Handels- vertrag mit jenen Staaten schließt und den deutschen Jndustriewaren dort leichte Einfuhr zu sichern sucht, so jammern und klagen in ihrem Rücken die deutschen Winzer, weil jene Einfuhr nur mit niederen Zollsätzen für aus- ländischen Wein erkauft werden kann. Handel und Industrie wollen den Handelsvertrag für sich recht günstig haben, die Winzer aber möchten am liebsten den fremden Weinen den Ein- gang möglichst schwer machen. Was soll die Reichsregierung tun? Beiden recht zu machen, ist unmöglich. Jede Partei klagt, daß man sie schädigt, weil jede nur an sich denkt. Die Regierung aber hat das Wohl aller zu bedenken. So ist es nicht nur in der Weinzollfrage, sondern noch bei vielen andern Wünschen. Daran muß sich immer wieder jeder Stand und Beruf erinnern, wenn seine Wünsche nicht gehört werden können. Gewiß darf jede Partei den größten Gewinn für sich herauszuschlagen suchen. Sie muß sich aber auch bescheiden, wenn dieser Gewinn nicht so groß wird, als sie er- wartet hat, weil die Regierung einen Mittelweg suchen und ein- schlagen mußte. Unser Winzerstand wird also auch in der Zukunft mit seinen Forderungen an die Reichsregierung herantreten, besonders im Jahre 1914, wenn neue Handelsverträge zu schließen sind. Auch das Reichsweingesetz vom Jahre 1909 befriedigt noch nicht ganz. Unser Weinbau ist eben wie die ganze Wirtschaft unseres Stammes von der gesamten deutschen Volkswirtschaft abhängig. Die Handelsverträge des Reiches bestimmen auch sein Wohl und Wehe. Am Winzerstand der andern deutschen Länder muß sich der unsrige Stütze und Rückhalt suchen, wenn er neue Forderungen erheben will. Selbsthilfe aber muß vorangehen. Worin diese zu suchen ist, geht aus der kurzen Geschichte des Weinbaues im vorstehenden hervor. Unsere Weinberge bedürfen einer durchgreifenden Verjüngung. Neues, aber veredeltes Blut muß ihnen zugeführt werden. Die Einfuhr billiger ausländischer Weine kann nie entbehrt werden, weil der deutsche Weinbau nie den deutschen Be- darf an Wein decken wird. Auf lange Zeit hinaus werden diese fremden Weine die einheimischen unterbieten. Darum müssen die neuzupflanzenden
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