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1. Unser Heimatland Elsaß-Lothringen - S. 59

1912 - Straßburg : Bull
59 land-Westfalen 3,3 Millionen Tonnen, auf Südwest-Deutschland aber 3,4 Millionen Tonnen. In raschem Anlaufe schien der Südwesten Sieger werden zu wollen, schien das größte Erzgebiet in Deutschland auch die bedeutendste Eisenindustrie im Reiche zu entwickeln. Allein bald nach 1902 kam es bei uns zum Stocken. Die zunächstliegenden Erzlager hatte man zuerst ausge- beutet, es waren zugleich die zugänglichsten gewesen. Diese günstigen Lager waren bald erschöpft. Jetzt mußte man an die entfernteren gehen, mußte auch tiefer in die Erde steigen, um Erz zu bekommen. Gleichzeitig stiegen, zufälligerweise, die Kohlenpreise. Jetzt bekam man es zu fühlen, daß die lothringischen Erzlager so weit vom Ruhrgebiet entfernt lagen. (Saarkohlen kann man nicht gut zu Koks umarbeiten. Koks ist aber zum Schmelzen des Erzes nötig.) 1907 lieferte der Nordwesten 5,5 Millionen Tonnen Roheisen, der Südwesten nur noch 4,9 Millionen. (Davon entfielen etwa 2 Millionen Tonnen auf Lothringen.) Schon vorher hatte man die Kanali- sation von Mosel und Saar verlangt. Nun begann man dringlicher zu rufen, lauter zu fordern. Die Süddeutschen verglichen ihre Arbeit mit der der Norddeutschen und fanden, daß jene es viel leichter hätten als sie. Eine Tonne Roheisen erfordert bei uns viel mehr Herstellungskosten als im Norden, so sagten und sagen heute noch die Süddeutschen. Auch diesen Dingen müssen wir nachgehen, wenn wir den Streit ganz verstehen wollen. Die Herstellungskosten umfassen nicht nur die Arbeitslöhne, sondern auch die Kosten für Kohlen und Erz, besonders aber für die Kohlenfracht. Zu einer Tonne Roheisen sind eine Tonne Ruhrkoks und 31 /3 Tonne Minette nötig. Ihren Ruhrkoks kann bis jetzt die südwestdeutsche Gruppe nur durch die Eisenbahn beziehen. Wie jeder weiß, sind aber die Frachten auf der Eisenbahn ziemlich hoch und werden es immer sein. Solange also kein anderer Weg für die Kohlenbeförderung gebaut ist, kann unsere lothringische Eisenindustrie ihr Roheisen nur unter hohen Kosten herstellen. Dagegen ist die Fracht auf dem Schiffe bekanntlich viel, viel billiger als die auf den Eisenbahnen. Die Bahnfracht für eine Tonne Ruhrkoks von Ruhrort nach Algringen beträgt heute 7,70 Mk., die Wasserfracht würde sich nur auf 5,09 Mk. stellen. Folglich bedeutete die Kanalisierung von Mosel und Saar für die lothringische Eisenindustrie für jede Tonne Kohlen eine Verringerung der Selbstkosten von 2,61 Mk. Bei den rund 2,3 Millionen Tonnen, die allein in Lothringen jährlich verbraucht werden, würde das einen Gewinn von rund 6 Millionen Mark im Jahre bedeuten. Auch nach der vorsichtigsten Rechnung würden Lothringen und Luxem- burg, wenn die Mosel kanalisiert wäre, allein 5,5 Millionen Mark jährlich an Koksfrachten sparen. Dazu kommt, daß die erzeugte Ware, das Roheisen,
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