Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Unser Heimatland Elsaß-Lothringen - S. 61

1912 - Straßburg : Bull
61 und Schweden) aber bleiben sich gleich. Wohl aber werden durch den Kanal die Herstellungskosten der südwestdeutschen Eisenindustrie so gering, daß sie niedriger stehen als in Rheinland-Westfalen. Lothringisch-luxem- burgisches Eisen würde infolgedessen in Menge auf den Markt kommen, würde das rheinisch-westfälische (gerade wegen der geringeren Herstellungskosten in Lothringen-Luxemburg) im Preise unterbieten. Zuletzt wird der norddeutschen Eisenindustrie, so sagt sie, nichts übrig bleiben, als ihre jetzigen Hochöfen auszublasen und neue in Lothringen oder Luxemburg zu bauen. Das könnte uns nur angenehm sein. Nicht so aber der preußischen Regierung. Wenn die Hochöfen in Rheinland-Westfalen nicht mehr brennen, steht eine Millionenbevölkerung in Preußen brotlos da. Sie kann ja auswandern nach Lothringen und Luxemburg, wird man entgegnen. Eine solche Auswanderung aber wird jede Regierung zu verhindern suchen. Denn das kostbarste Kapital eines Staates sind seine Bürger. Sie arbeiten, mehren den allgemeinen Wohlstand, auch den des Staates, denn sie zahlen ihm Steuern. Je volkreicher ein Staat, desto mächtiger, sicherer steht er da. Preußen kann also unmöglich zusehen, wie Millionen seiner Bürger den Wanderstab ergreifen und seinen Boden verlassen. Aus- wanderung der Industrie heißt auch Auswanderung des Kapitals. Preußen will nicht selber den Anlaß geben, daß auch das Kapital seine Länder ver- läßt, besonders ein solches Riesenkapital, wie es in seiner Eisenindustrie steckt. Ein drittes kommt hinzu. Preußen fürchtet noch einen andern Ver- lust. Die preußischen Eisenbahnen sind Staatseigentum. Was sie an Frachten einnehmen, fließt in die preußische Staatskasse. Wenn also künftighin der Ruhrkoks nicht mehr auf der Bahn, sondern auf Rhein-Mosel befördert wird, muß die preußische Staatskasse mit einem hohen Verluste rechnen. Der oberste Beamte der preußischen Eisenbahnen hat diesen Verlust mit 24 Millionen Mark im Jahre berechnet. Die 24 Millionen müßten wieder auf andere Weise eingebracht werden, z. B. durch Steuern. An diesen aber hätten alle Preußen zu zahlen, auch die große Mehrheit derer, die keinen Vorteil vom Kanal hätten. (Ein Vorteil wäre allenfalls, außer für die Eisenindustrie, für die Anwohner der Mosel vorhanden.) So erklärt der preußische Staat: Ich kann die Mosel nicht kanalisieren. An diesem Widerstande scheitert vorläufig der ganze Kanalplan. Zwingen kann man Preußen nicht, wie kein Staat im Reiche den andern zu etwas zwingen kann. Aber Preußen mag von seinem Standpunkte aus noch so sehr recht haben, bedauerlich bleibt für unser Lothringen immerhin, daß an diesem Widerstande ein Plan scheitern muß, der unserm Lande nur Segen bringen könnte.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer