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1. Unser Heimatland Elsaß-Lothringen - S. 76

1912 - Straßburg : Bull
76 gestiegen. Seit 1887 hat es seine Spindelzahl um nur 14 °/o vermehrt. Baden weist eine Vermehrung von 28 °/o, Württemberg 142 °/o, Bayern 105 °/o, Königreich Sachsen 167 °/o, Preußen sogar 317 °/o auf. 1887 hatte das Elsaß unter allen deutschen Staaten die höchste Spindelzahl zu verzeichnen, rund 1,4 Millionen. Preußen blieb damals mit 0,977 Mil- lionen noch weit hinter ihm zurück, ebenso Bayern mit 0,924 Millionen; die andern genannten Staaten erst recht. 1898 haben wir den ersten Platz in Deutschland schon an Preußen abgeben müssen, behaupteten aber, wenn auch nur mit knapper Mühe, den zweiten. 1909 war bereits auch der zweite verloren, das Elsaß auf die dritte Stelle geglitten, um die jetzt schon das Königreich Sachsen mit ihm ringt. (1909 zählte Preußen 3,104 Mil- lionen, Bayern 1,898, Elsaß 1,568, Sachsen 1,445, Württemberg 0,853, Baden 0,511 Millionen Spindeln.) Wo suchen wir die Gründe für dieses so langsame Fortschreiten, das einem Rückgänge gleichkommt? Die Jahre des Übergangs nach 1871 tragen keine Schuld. Denn noch im Jahre 1887 behauptete das Elsaß seinen Vorrang. (1887 waren 27 vom Hundert aller deutschen Spindeln elsässisch; 1898 waren es noch 20 °/o; 1909 noch 15 °/o.) Man kann zugeben, daß Elsaß-Lothringen nicht in gleichem Maße seine Bevölkerung vermehrt hat wie die übrigen Länder des Deutschen Reiches. (Von 1871 bis 1880 wuchs die elsaß-lothringische Bevölkerung um 1 °/o, die deutsche um beinahe 10 °/o; von 1880—1890 Elsaß-Lothringen um etwa 2,3 °/o, das Reich um 9,2 °/o; von 1890—1900 Elsaß-Lothringen um 7 °lo, das Reich um rund 14 °/o; von 1900—1910 Elsaß-Lothringen um 9 °/o, das Reich um beinahe 16 °/o.) Die Arbeitskräfte haben also bei uns nicht ebenso schnell zugenommen, es drängten sich nicht so viele Hände zur In- dustrie, wie im Reiche überhaupt. Es fühlte sich deshalb niemand bewogen, viel neue Fabriken zu errichten. Die andern Staaten von gleicher Größe und Bevölkerungszahl wie Elsaß-Lothringen stehen ja noch hinter uns zurück; nur Sachsen kommt uns nahe. Und trotzdem muß man staunen über diesen Rückgang unserer Textil- industrie. Wo die Gründe liegen, ist schwer zu sagen. Ob ein neuer Auf- schwung kommen wird? Unser Land könnte ihn brauchen. Große Städte wie Straßburg rufen dringend nach der Gründung von Fabriken. Einst eine der bedeutendsten Weberstädte Deutschlands, hat es heute nur geringe Ansätze zur Industrie aufzuweisen. Manches kleine Städtchen, das dem Wanderer wie in Halbschlummer versunken vorkommt, würde neue Kräfte in sich verspüren, wenn die Industrie sie wecken wollte. Freilich, keine Regierung könnte heute unserer Industrie mehr in dem Maße helfen, wie
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