1912 -
Straßburg
: Bull
- Autor: Hauptmann, Emil
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule, Volksschule, Mittelschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Elsaß-Lothringen
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Nicht die Reichsregierung kann es allein tun. Sie bedarf der Mit-
hilfe des Volkes, das sie mit feiner Zustimmung unterstützt, das bereit ist,
die Opfer zu bringen, die nötig sind, um unsere Kolonien zu Baumwollen-
ländern zu machen. In besonderem Maße aber bedürfen unsere Kolonien
der Unterstützung durch das Kapital der Fabrikbesitzer. Preußische, säch-
sische und thüringische Fabrikbesitzer haben Baumwollpflanzungen angelegt
in unseren Kolonien, um einen Anfang zu machen, um die Bemühungen
der Regierung zu unterstützen.
Die Sache, die das Reich in seinen Kolonien treibt, ist auch eine
elsässische Sache. Wir können dabei nicht schmollend im Winkel sitzen,
weil nicht alles nach unserm Kopfe geht. Wir können auch nicht immer
nur auf unsere Heimat sehen, als ginge uns das alles nichts an, was da
draußen vorgeht. Wenn im deutschen Volke verhandelt wird über die beste
Art, wie unsere Kolonien bebaut und gepflegt werden können, wird auch
über die Zukunft unserer wichtigsten Industrie mitverhandelt. Darum muß
sich das Elsaß von der großen deutschen Welle ergreifen und tragen lassen,
darum muß es kräftig mitruderu. Die Überzahl an Menschen im Reich
zwingt ja zur Industrie, wenn alle die vielen leben wollen. Immer neue
Märkte muß sich die deutsche Industrie erobern, wenn für die Nachwach-
senden Arbeit und Brot geschaffen werden soll. Immer mächtiger muß der
gepanzerte Adler seine Fänge dehnen und ausbreiten, um all das
blühende Leben, das Schaffen und Streben unter ihm decken
und schirmen zu können. Es ist keine Sorge, daß es an Arbeit
mangle. Es kommt nur darauf an, daß jener Arbeitseifer und Wagemut
auch die Söhne der Alamannen und Franken immer mehr anstecke und
mitreiße.
Wir sind doch wohl zu stolz, die Früchte der Arbeit anderer uns in
den Schoß fallen zu lassen, zu ernten, wo wir nicht gesät.
So richtet auch die Textilindustrie unsern Blick über die engen Grenzen
unserer Heimat hinaus. Wie im alten Reiche werden auch heute wieder
deutsche Angelegenheiten zu elsässischen Angelegenheiten. Hoffentlich erwirbt
sich auch unser Geschlecht wie das unserer Väter den Ruhm, daß es seine
reichen Kräfte in den Dienst dieser Angelegenheiten stellt, zum Wohle des
Ganzen, zum Wohle unserer engeren, teuern Heimat.
Ii. Unser Handel.
Wohin geht denn nun das alles, was unsere Sonne reifen läßt,
was der rastlose Fleiß der Elsaß-Lothringer alljährlich an Warenmengen