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1. Bürgerkunde und Volkswirtschaftslehre - S. 177

1910 - Leipzig : Voigtländer
Vierzehntes Kapitel. Das Armenwesen. § 39. Geschichte des Armenwesens. Begriff des Armenwefens: Wir haben bisher bei der Betrachtung unseres modernen Wirtschaftslebens ausschließ- lich von wirtschaftlich selbständigen Menschen gesprochen, die in irgendeinem Beruf stehend sich die Mittel erwerben, um die not- wendigsten Bedürfnisse zu befriedigen. Es ist selbstverständlich das Ziel der Volkswirtschaft, des Staates und der Gesellschaft, daß jedes Mitglied des Volkes diese wirtschaftliche Selbständig- keit besitzt. Dieses Ziel ist aber zu keiner Zeit und an keinem Ort vorläufig verwirklicht worden. Immer hat es eine Unter- schicht von Menschen gegeben, die nicht imstande sind, die zum Leben notwendigen Existenzmittel selbst zu erwerben. Diese nennen wir „arm". Immer und überall hat es Versuche gegeben, diese Armen durch die Hilfe der Mitmenschen vor dem Untergang zu schützen. Trotzdem ist die öffentliche Armenpflege im heutigen Sinne des Worts verhältnismäßig jungen Ursprungs. Denn sie setzt voraus, daß die Armut als wirtschaftlicher Übelstand ange- sehen wird, dessen Hebung im Interesse der Gesamtheit liegt, folglich aus öffentlichen Mitteln geschieht. Die Ordnung der Ausbringung, Verwaltung und Verwendung dieser Mittel nennen wir „öffentliche Armenpflege". In ihren Anfängen ist die Geschichte des Armen- wesens die der freiwilligen Liebestätigkeit. Erst in neuerer Zeit tritt eine Gebietsbeschränkung zwischen der freien Wohl- tätigkeit und der öffentlichen Armenpflege ein. Die frühchristliche Liebestätigkeit: Die ersten christlichen Gemeinden hatten eine vorbildlich gebliebene Ordnung der Liebestätigkeit. Die kleine Zahl von Mitgliedern und die durchsichtige Organisation der Gemeinden ermöglicht es, die Not leicht aufzufinden und in einer wundervollen Unmittelbarkeit zu geben, wo gebeten wird und ehe gebeten wird. Den Frauen — zunächst den Witwen, später den Diakonissen — wird die Armen- und Krankenpflege als freiwilliges Amt übertragen. Aber mit dem Wachsen der Kirche werden auch die Aufgaben der Gemeinde weiter und komplizierter. So wird auch das Heuß-Knapp, Bürgerkuude. \2
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