1910 -
Leipzig
: Voigtländer
- Autor: Heuß-Knapp, Elly
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mädchenschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Frauenschule
- Inhalt Raum/Thema: Gesellschaftskunde
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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ausgeübt. Ferner bestehen sehr viele Anstalten für Sieche und Alte,
für Kinder, zur Rettung verwahrloster Mädchen usw. Die eigent-
liche Armenpflege obliegt den (männlichen) Vinzenz- und (weib-
lichen) Elisabethvereinen. Die zu dem Charitasverbande für das
katholische Deutschland zusammengeschlossenen Charitasverbände
nehmen alle Wohlfahrtsbestrebungen in ihren Tätigkeitskreis auf.
Eine Zentralisation der weiblichen Hilfstätigkeit stellt der „Katho-
lische Frauenbund" dar, der etwa 50 Zweigstellen mit gegen
2000 Mitgliedern hat.
Auf evangelischer Seite ist die Krankenpflege zuerst
in der Diakonie (von Fliedner begründet) zu Genossenschaften
organisiert worden. Eine andere freie kirchliche Organisation
stellt die „Innere Mission" dar, die umfassende soziale Aufgaben
zu erfüllen sucht. Auch hier ist die Mitarbeit der Frauen ständig
im Wachsen, vor allem in der Kinder- und Jugendpflege, in Horten,
Arbeiterinnenheimen, Herbergen und der Fürsorge für entlassene
Gefangene. Ein „Verband der Berufsarbeiterinnen der Inneren
Mission" sucht alle auf diesem Gebiete tätigen Frauen zusammen-
zuschließen.
Zur freiwilligen Mitarbeit der Frauen in der evangelischen
Gemeindepflege haben sich viele Frauenvereine gebildet; sie sind
zusammengefaßt in der vom „Evangelisch-kirchlichen Hilfsverein"
organisierten „Frauenhilfe" (1470 Vereine mit 130 000 Mit-
gliedern).
Private Wohltätigkeit: Es ist unmöglich, hier einen
Überblick über das große Gebiet der Wohlfahrtspflege zu geben,
in denen Frauen zur Mitarbeit herangezogen werden. Zu er-
wähnen sind die Frauenvereine vom Roten Kreuz (Vaterländische
Frauenvereine), die neben der Krankenpflege auf allen Gebieten
der sozialen Arbeit tätig sind, Haushaltungsfchulen, Volksküchen,
Mägdeherbergen, Krippen gegründet haben usw. Auch auf dem
Gebiete der Tuberkulosebekämpfung, bei der Einrichtung von
Volksheilstätten, Ferienkolonien, Säuglingsstätten und anderen
Versuchen zur Hebung der Volksgesundheit sind viele Vereine
tätig. Ferner sind die Wöchnerinnenvereine und Hauspflege-
vereine wichtige Zweige weiblicher Hilfstätigkeit. Der Verein
zum Schutz der Kinder vor Ausnutzung und Mißhandlung, der
„Freiwillige Erziehungsbeirat für schulentlassene Waisen", die
Zentralstellen für Jugendfürsorge, die unentgeltlichen Rechts-
auskunftsstellen <zum Teil für Frauen gesondert) versuchen auf
dem Gebiete des Rechtsschutzes vorbeugend und helfend zu wirken.
Auch die Antialkohol- und die Sittlichkeitsvereine werden immer
mehr in ihrer Bedeutung für die Volksgesundheit und Moral
gewürdigt.