1915 -
Berlin
: Heymann
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Fachschule, Fortbildungsschule
- Regionen (OPAC): Preußen
§0
L. Rarwiese
20 Schritt nebeneinander, hinter einem Flügel folgt auf Zo m Abstand
die Staffel, die Munitionswagen, hintereinander.
Der Abreilungskommandeur muß persönlich die einzunehmende Stellung
erkunden, während Gffizierspatrouillen und Aufklärer die Verhältnisse beim
Feinde zu erforschen suchen. Beim Anmarsch in die Stellung müssen alle
Deckungen gegen Sicht ausgenutzt werden. Sorgfältige Erkundung des
Anmarschweges ist daher erforderlich. Um in der Feuerstellung selbst, vor-
nehmlich in der Flanke, eines gewissen Schutzes vor Überraschungen nicht zu
entbebren, ist die nächstgelegene Infanterie verpflichtet, die Artilleriebedeckung
zu stellen. Verdecktes Einnehmen der Stellung und überraschende Feuer-
eröffnung sind besonders wichtig.
Die Mahl der Geschoßart hängt von der Beschaffenheit des Ziels ab.
Lebende und bewegliche Ziele werden im allgemeinen mit Schrapnells
beschossen. Schrapnells sind Geschosse, die innen mit Bleikugeln ausgefüllt
sind. Die Bleikugeln werden in einer Sprengmasse festgegossen. In der
Mitte der Längsrichtung des Geschosses befindet sich ein jdulverkanal, der
in Verbindung mit dem Zünder steht. Die Zündung soll in einer be-
stimmten Höhe und Entfernung vom Ziel in der Luft erfolgen. Durch die
Sprengung des Geschosses werden die Sprengteile der Geschoßwand und die
Bleikugeln in Form eines Kegels in Richtung der Geschoßbahn weiterge-
schleudert. Ziele hinter Deckungen, Häuser, Mauern usw. beschießt man mit
Granaten. Diese sind nur mit einer starken Sprengladung gefüllt. Das Ge-
schoß soll durch Aufschlag im Ziel wirken.
Neben der Feldkanone, einem Flachbahngeschütz, führt die Feldartillerie
auch ein Steilbahngeschütz, die leichte Feldbaubitze. Diese verwendet ein
besonderes Geschoß, das sowohl als Granate wie auch als Schrapnell be-
nutzt werden kann. Die Feldhaubitze dient zur Bekämpfung von lebenden
Zielen in ausgebauten Schützengräben und gegen starke Deckungen. Ihre
beste Wirkung liegt auf etwa 4500 rn, die der Feldkanone auf 3000 bis 3500 m.
Ähnlich wie die Feldartillerie wird die nicht ganz so bewegliche
schwere Artillerie das Feldheeres verwandt. Sie führt schwere Flachbahn-
kanonen, Haubitzen und Mörser für der: Kampf gegen stark befestigte Stel-
lungen. Das schwerste Geschützmaterial zum Kampfe gegen Festungen ist
für den Transport an Volleisenbahneu gebunden. —
Uber die mittlerweile geschlagene Brücke in Stellung gegangen, hat
unsere Artillerie-Abteilung die feindliche Artillerie alsbald unter Feuer
genommen.
In Gruppen, dem Gelände angeschmiegt, untereinander mit etwas
größeren Abständen wie die einzelnen Geschütze, feuern die Batterien nach
den Weisungen des Abteilungskommandeurs unter Leitung ihrer Batterie-
fübrer, die auf einer mit Schutzschild versehenen Leiter die Wirkung des
Feuers beobachten.
Unmittelbar rechts neben jedem Geschütz steht der Munitionsbinter-
wagen und hinter dem Geschütz die Munitionskörbe aus der entleerten
Geschützprotze. Diese und die Munitionswagenprotzen nebst der Gefechts-
bagage der Batterie befinden sich etwa 500 m rückwärts — seitwärts.