1868 -
Wismar [u.a.]
: Hinstorff
- Autor: Schlotterbeck, Bernhard
- Sammlung: Politikschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch, Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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nicht allein, was sie forttreibt. Wißt ihr noch, weshalb die Störche
so gern in der Wiese umhergehen? Sie suchen sich Frösche und
anderes Gethier. Wird eö nun kalt, so verkriechen sich die Frosche,
und die Störche müßten hungern, wenn sie hier blieben. Darum
ziehen sie fort. Ihr sahet neulich auch., wie die Schwalben gern
am und über dem Wasser umherflogen, und bemerktet, weshalb.
Sie fingen sich Mücken und Fliegen. Auch diese sind im Winter
draußen nicht zu finden; nur in der Stube ist zuweilen die eine
oder andere. Würden die Schwalben nun im Winter hier bleiben,
so hätten sie Nichts zu fressen. Darum ziehen sie fort. So ist's
auch bei andern Vögeln, die uns im Herbste verlassen. Wenn der
Frühling aber komm und mit ihm Frösche, Mücken und Raupen,
dann kommen auch die Vögel wieder. Indeß verlassen sie uns
nicht alle im Herbste. Einige hallen wir in unsern Ställen und
auf dem Hofe: das Huhn, die Gans, die Eme, die Taube je.
Andere sind in unserer Stube: der Papagei, der Canarienvogel rc.
Sie bekommen ihr Futter von dem Menschen, und daß sie nicht
frieren, dafür sorgen wir auch. Für noch andere sorgt der Mensch
aber nicht und sie bleiben doch den Winter über bei uns. z. B. die
Krähe, die Goldammer und der Sperling. Der Sperling sucht
sich sein Futter dann in den Straßen und auf unserm Hofe, und
wenn irgendwo gedroschen wird, so hüpft er vor die Thür und
wartet, ob nicht ein Körnlein herausspringt, und wenn der Fuhr-
mann seinen Pferden Futter giebt, oder die Köchin dem Geflügel,
so holt er sich auch etwas davon. Jagt man ihn fort, so kommt
er gleich wieder; er ist dreist. Auch im Sommer macht er's so.
Da kommt er oft in den Garten und probirl die Kirschen oder
Erbsen. Das wollen nun die Leute nicht haben und stellen deshalb
Vogelscheuchen auf. Wer kennt solche? Aber der Spatz kehrt
sich nicht daran, sondern frißt nach wie vor nach Herzenslust. Und
fressen kann er tüchtig: er ist ein gefräßiges Thier. Im Früh-
jahr verzehrt er viele Raupen und Käfer und deren Eier. Erstere
würden sonst den Bäumen das Laub und uns die Früchte zerfressen.
Darum ist der Sperling auch ein nützlicher Vogel.
Des Nachts ruht er in seinem Neste. Das hat er oft unter
dem Dache unserer Häuser. Ihr habt ihn vielleicht schon mit
Stroh oder Federn im Schnabel herumfliegen sehen. Davon baut
er sich sein Lager, in das er im Frühjahr mehrere Eier legt und
Zunge daraus brütet. Die Eier sind aber viel kleiner als unsere
Hühnereier. Hier habe ich eins und auch ein Nest, vas ihr euch
jetzt genauer ansehen könnt.
2. Die Gans.
Zu den Vögeln, die im Wimer bei uns bleiben, gehört auch
die zahme Gans. Ihre Schwester aber, die wilde Gans,
schweift dann umher, ist bald hier, bald dort, je nachdem es ihr
gefällt, die Luft ihr nickt zu kalt und die Nahrung ihr nicht zu
knapp wird. Von der Ersteren will ich euch jetzt erzählen. Gern'