1868 -
Wismar [u.a.]
: Hinstorff
- Autor: Schlotterbeck, Bernhard
- Sammlung: Politikschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch, Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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her werdet ihr gewiß im Stande sein, einige Merkmale derselben
anzugeben.
Er ist die kälteste Jahreszeit. In der Stube müssen wir ein-
heizen, um uns warm zu erhalten, und doch haben wir daselbst oft
gefrorene^Fensterscheiben. Das geschieht bei Frostwetter. Dann
werden Thüren und Fenster gegen das Eindringen der Kälte wohl
verwahrt; die Kellerluken werden (durch Bretter oder Dung) ver-
schlossen. damit die Vorräthe nicht erfrieren; die Pumpen werden
mir Stroh umwickelt, damit rc.; den Pferden werden die Hufeisen
geschärft, damit rc. Dann gefriert draußen das Wasser zu Eis,
so daß der Teich und der Fluß sich mit einer Eisdecke belegen, die
zuweilen so dick wird, daß wir darauf gehen, ja sogar mit Schlitten
und Wagen darüber fahren können. Das Feld wird dann oft mit
Schnee bedeckt, und Bäume und Sträucher sind wol mit Reif be-
hängen, so daß es aussieht, als wären sie überzuckert. Ihre Blätter
aber haben sie verloren, wie denn auch Gras und Kräuter und
Blumen vergangen sind. Nur einzelne Pflanzen grünen um diese
Zeit: das Moos, das Immergrün, der Epheu und der Tannenbaum.
(Man zeige sie womöglich vor.) Thiere sehen wir nur wenige auf
der Flur: die Hausthiere stehen im Stall; die Zugvögel sind fort-
gezogen, und nur der Sperling, die Krähe u. e. a. sind bei uns
geblieben; andere Thiere haben sich in die Wälder verkrochen oder
halten ihren Winterschlaf rc, Auch der Mensch hält sich nicht viel
im Freien aus, und wenn er es muß, so zieht er wärmere Kleiber
an. Der Himmel ist viel mit grauen Wolken bedeckt und nur selten
leuchtet ein freundlicher Sonnenstrahl durch sie hindurch. Am Tage
ist es meistens nur um Mittag recht hell. Die Sonne geht spät
aus und früh unter. Darum sind die Tage nur kurz. Den kürze-
sten Tag haben wir einige Tage vor Weihnachten. Dann steht die
Sonne sehr niedrig am Himmel. Von Woche zu Woche steigt sie
sie aber höher und höher und bleibt allmählich immer etwas länger
bei uns. Daher nehmen jetzt, etwas nach Neujahr, die Tage auch
schon etwas zu. Das ist freilich noch nicht viel, aber Morgens und
Abends doch schon eine kleine halbe Stunde. Wenn der Winter
aber zu Ende gehl, dann dauert der Tag 12 Stunden und die
Nacht desgleichen, denn die Sonne kommt dann schon des Morgens
um 6 Uhr zu uns und gehl erst Abends um 6 Uhr wieder weg.
2. Der Frühling.
So wie die Tage nun länger werden, wirb die Sonne auch
immer wärmer scheinen. Dann können Schnee und Eis es nicht
länger aushalten; sie fangen an zu schmelzen und wir sagen: es
ist Thauwetter. Im Frühlinge friert es nur selten und dann in
der Regel nur des Nachts. Daher wagen sich auch bald einige
Pflanzen aus der Erbe hervor und erfreuen uns durch ihr schönes,
frisches Grün und durch ihre lieblichen Blüten. Zu den ersten
Blumen, die im Frühjahr erscheinen, gehören: das Schneeglöckchen,
das Veilchen, das Leberblümchen und die Primel. Bald nachher
stellen sich auch die Vögel, die uns im Herbste verlassen haben, und