1866 -
Regensburg [u.a.]
: Pustet
- Autor: Schätz, Joseph
- Sammlung: Politikschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Schulformen (OPAC): Volksschule
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zu einer Ameisenwohnung und bat die Bewohner derselben um
Dpeise. Die fleißigen Thierchen, die noch einen guten Vorrath
von Nahrung hatten, welchen sie im Herbste eingetragen, erlaub-
ten dem Käfer zu genießen, was er wollte, und so lange, bis er
Futter finden würde.
Einige Male ging der Käfer aus, kam aber immer wieder,
da er vergebens nach Nahrung sich umgesehen, und wurde von
den Ameisen immer wieder freundschaftlich aufgenommen. Eines
Abends, da er früh schon seine Reise angetreten, kehrte er nicht
wieder zurück, und die Ameisen freuten sich, obwohl sie ihn gerne
mitessen ließen, daß er nun Futter gefunden, und sich nach Be-
lieben von verschiedener Nahrung erhalten könne.
Wie gut ist es, wenn man arbeitsam und sparsam ist, und
sich so viel zurücklegen kann, daß man sich vor eigener Noth zu
sichern und selbst den Dürftigen noch mitzutheilen im Stande ist.
— Man erfüllt damit seine ersten Pflichten, hilft seiner Gesund-
heit, verfällt nicht so leicht in Laster, und kann noch dabei die
Freude genießen, seinen nothleidenden Nebenmenschen zu helfen.
Der Faule leidet bitt're Noth,
Dem Fleißigen fehlt's nie an Brod.
60. Die lange Weile.
Gespräch.
Anton: Was hast du gestern gemacht, Emil?
Emil: Ach, ich hatte tödtliche Langeweile.
Anton: Lange Weile? — Wie kann man denn aber lange
Weile haben?
Emil: Ich war ganz allein.
Anton: Du mußt also selbst sehr unumgänglich sein, wenn
du lange Weile bekommst, sobald du dich in deiner eigenen Ge-
sellschaft befindest.
Emil: Was kann ich aber thun, wenn ich allein bin, um
die Zeit zu vertreiben?
Anton: Wer wird denn die Zeit vertreiben, die Zeit! Mit
der Zeit vergeht ja auch das Leben. Man soll die Zeit lieber
recht festhalten. Das Leben ist ja ohnehin so kurz.
Emil: Ja, aber manchmal wird uns doch die Zeit zu lang.
Anton: Ja freilich, wenn wir sie nicht recht zu gebrauchen wissen.
Emil: Aber sag' mir nur, was kann ich thun, wenn ich
so allein zu Hause sitze, und die vier Wände ansehe und zu
Nichts Lust habe?