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1. Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8 - S. 217

1902 - Altenburg : Bonde
217 Auch den Wohlstand des Landes suchte er zu heben und förderte darum Handwerk und Gewerbe. In Gera wie in Greiz und anderen Städten des Vogtlandes blühte schon im 15. Jahrhundert die Tuch- fabrikation. Unter Heinrich Posthumus aber wurde ein neuer Zweig der Industrie eingeführt, welcher bis dahin im nördlichen Deutschland ganz unbekannt war: die Verfertigung der schafwollenen Zeuge oder Merinos. Als gegen Ende des 16. Jahrhunderts die Protestanten in den Niederlanden verfolgt wurden, wanderten viele fleißige Gewerb- treibende nach Deutschland aus. So kam auch ein thätiger und ge- schickter Bürger von Dortrecht, Johann Nikolaus de Smit, ins Vogt- land und ließ sich in Gera nieder. Er begann hier die Merinoweberei und Schönfärberei zu betreiben. Zwar wurde er von der Tuchmacher- innung aus Neid heftig angefochten, aber Heinrich Posthumus gewährte ihm seinen Schutz und erteilte der von ihm gestifteten Zeugmacher- innung 1613 besondere Gerechtsame. So wurde die Verfertigung wollener Kleiderstoffe im Vogtland heimisch, welche durch mehr als zwei Jahrhunderte hin Tausenden ihr Brot gegeben und in der neuesten Zeit durch Anwendung der Maschinen einen ungeheuren Aufschwung genommen hat. Freilich folgte zunächst die entsetzliche Zeit des Dreißigjährigen Krieges, welche den Wohlstand des Landes in schrecklichem Maße schädigte. Aber solange Heinrich Posthumus lebte, suchte er auf alle Weise die Kriegsnot von seinen Unterthanen fernzuhalten. Wiederholt sandte er seinen Sohn Heinrich Ii. an den Kaiser und erlangte durch seine Bitten Milderung der Durchzüge und Einquartierungen. Doch konnte er nicht hindern, daß in seinen letzten Lebensjahren besonders die oberen Herr- schaften durch Brandschatzung und Plünderung heimgesucht wurden. Er war übrigens nicht bloß die Wohlfahrt seines eigenen Landes, sondern auch die des ganzen Reußenlandes zu fördern bedacht. Er er- hielt dazu mehr Gelegenheit, als er zuerst Vormund der beiden minder- jährigen Brüder von Greiz, Heinrichs Iv. und Heinrichs V., und weiterhin Ältester des ganzen Reußischen Geschlechts wurde. Als solcher hatte er die Leitung aller gemeinsamen Angelegenheiten und mancherlei Vorrechte; diese benutzte er mit Eifer und Klugheit zum Besten des ganzen Hauses und legte besonders den Grund zu der nachmaligen ausgezeichneten Familienverfassung desselben. Heinrich Posthumus war zweimal verheiratet, zuerst mit der Gräfin Magdalene von Hohenlohe-Langenburg, welche ihm eine Tochter gebar, und nach deren baldigem Tode mit Magdalene, Gräfin von Schwarz- burg-Rudolstadt, welche Mutter von zehn Söhnen und sieben Töchtern
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