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1. Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8 - S. 227

1902 - Altenburg : Bonde
227 worden waren. Als die Trompeten zum Angriff schmetterten, war Heinrich unter den Stürmenden einer der ersten. Um ein Haar war es zu thun, und er hätte seine Kühnheit mit dem Leben bezahlt. Vor seinen Füßen sprang eine Mine, welche die Türken angebracht hatten. Als ob nichts geschehen wäre, raffte er sich vom Boden auf, schüttelte Erde und Steine ab und stürmte von neuem in den Feind. Ofen, das 145 Jahre lang im Besitze der Türken gewesen war, wurde erobert. Außer der glorreichen Erinnerung brachte dieser Tag dem Grasen Heinrich noch einen Gewinn: einen Türken, einen von den 2000, die von der am Anfange der Be- lagerung 16 000 Mann starken Besatzung übriggeblieben waren. Eben wollte ihn ein Kroat des kaiserlichen Heeres niederhauen, als sich Heinrich dazwischen warf und ihn rettete. Im Jahre 1688 nahm Heinrich lvieder als Freiwilliger an dem Kriege teil, welchen der Freistaat Venedig gegen die Türken in Griechen- land führte. Nach mehreren siegreichen Gefechten, in denen Heinrich sich rühmlich hervorgethan hatte, belagerten die Venetianer, in deren Solde auch einige deutsche Regimenter standen, die Festung Negroponte auf der großen im Ägäischen Meere gelegenen Insel Euböa. Bei einem Sturme auf die Stadt ging es noch härter her als bei der Eroberung von Ofen. Eben fiel sein Reitknecht, der ihm auf dem Fuße folgte, tot nieder, als dem Grafen selbst der rechte Schenkel durch eine feindliche Kugel zerschmettert wurde. Seiner Sinne nicht mehr mächtig fiel er um und wäre von den Nach- stürmenden zertreten worden, wenn nicht ein Offizier dafür gesorgt hätte, daß er aufgehoben und in das Lager getragen wurde. Monatelang fesselte ihn nun eine schwere Krankheit an das Bett. Aber ein Unglück kommt selten allein: der Türke, der seinen Retter bis dahin treulich begleitet hatte, wurde von ihm ge- trennt, und des Grasen Diener erlagen dem Lazarettfieber. Als nach einer ver- geblichen Belagerung von 100 Tagen die Deutschen in die Heimat zurückkehrten, blieb Heinrich verlassen, krank und arm, fremd unter Fremden zurück. In der Heimat erfuhr niemand, wo er war, und wie es um ihn stand; auf Schloß Lobenstein betrauerte man ihn als einen Toten, nur dankbare Liebe konnte und wollte an seinen Tod nicht glauben. Wie der Graf ihn gerettet hatte, so wollte der Türke den Grafen retten. Er ging zunächst nach Venedig, um über den Verbleib Heinrichs Erkundigungen einzuziehen, und dann nach Griechenland. Hier wanderte er von Stadt zu Stadt, von Dorf zu Dorf, über Berg und Thal, über Land und Meer. Endlich erfüllte der Herr, der über alle, über Gläubige und Ungläubige, barmherzig ist, an dem Treuen seine Verheißung: Suchet, so werdet ihr finden! Er fand ihn in Zante, der Hauptstadt der Insel gleiches Namens an der Westküste Griechen- lands , von der Wunde fast geheilt und von der Krankheit ganz genesen. 15*
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