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1. Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8 - S. 258

1902 - Altenburg : Bonde
258 wohnern die grausige Überzeugung auf, daß das furchtbare Element auch der verzweifeltsten Anstrengungen spotte. Graf Heinrich Xxx. war gleich anfangs in die Stadt gekommen. Anordnend, aufmunternd, Befehle er- teilend, sprengte er von einem Orte der Gefahr zum andern. Als er aber sah, daß alle Arbeit nur ein ohnmächtiges Ringen gegen den übermächtigen Feind war, rief er den Löschmannschaften zu, daß sie das einzige noch rettbare Gut, das Leben, retten möchten, und befahl ihnen, durch lautes Schreien alle anderen zur Flucht anzutreiben. Trotzdem erstickten oder verbrannten zehn Leute. Hoffnungslos weicht der Mensch der G ö t t e r st ä r k e. Von den Bewohnern der inneren Stadt waren nämlich noch viele in den brennenden Häusern beschäftigt, ihre Habseligkeiten in die tiefen Höhlen und Keller zu räumen. In ihrem Eifer merkten sie die Gefahr nicht, die drohend über ihrem Haupte schwebte. Erst bei dem Gerassel der fliehenden Spritzen und bei dem Geschrei der Mannschaften erkannten sie ihre furchtbare Lage. Aus allen Thüren drang es jetzt heraus, die glühenden Straßen füllten sich mit wogenden Menschenmassen; aber auf welchem Wege sollte man aus dein Glutmeere ins Freie gelangen? Die Flucht über den Nikolaiberg war unmöglich, denn die Eingänge hinauf waren durch Feuer versperrt. Alle Thore brannten, das Leumnitzer allein war noch unversehrt; aber die dahin führende Straße, der Steinweg, stand schon in lichten Flammen. Hunderte waren rings eingeschlossen. Sicher war ihnen der qualvolle Tod, wenn sie blieben; möglich die Rettung aus dein Feuer nur durch das Feuer hindurch: der Strom brach sich Bahn über den brennenden Steinweg. Mitten im Gewühle fliehende Spritzen, zum Teil mit Kindern beladen, die nach den Eltern schrieen, daneben jammernde Väter und Mütter, die vergebens ihre Kinder suchten; aber Umkehr war unmöglich. Über sich den vom Sturme gejagten Fcnerregen, hinter sich, neben sich das Verderben, verließen die Bewohner hände- ringend die untergehende Vaterstadt. Für die Bewohner der Sorge war der untere Ausgang durch die brennende Schloßgasse versperrt. Darum stürzte die wilde Jagd der Fliehenden die Leipziger Straße hinauf teils durch Zschochern, teils durch das nur noch wenige Minuten stehende Biblacher Gatter ins Freie. Grenzenlos war die Verwirrung im Waisen- und Zuchthause. Da gab es Blinde, die geführt, Taubstumme, die ange- wiesen, Kinder, die geleitet, Gebrechliche, die getragen werden mußten. Die Kinder wurden auf großen Umwegen in den Waisenhausgarten, die dem Ersticken bereits nahen Züchtlinge unter starker Bedeckung auf das Feld geführt. Alles rennet, rettet, flüchtet.
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