1902 -
Altenburg
: Bonde
- Autor: Jungandreas, R., Runkwitz, Karl
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mehrklassige Volksschule
- Regionen (OPAC): Reuß (Jüngere Linie)
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Spitze der Verwaltung, unterstützt von gleichgesinnten Männern
wie Hardenberg, Schön u. a., hat er Preussen im Innern
gekräftigt, die Selbstthätigkeit der Bürger angeregt und dem
Volke durch Erweckung eines starken sittlichen Geistes Mut,
Selbstvertrauen und Opferwilligkeit zurückgegeben, damit es
den Kampf für die Unabhängigkeit und Ehre des Vaterlandes
wagen konnte.
In uralten Zeiten hatte jeder wehrhafte deutsche Mann die
Pflicht, das Vaterland zu verteidigen. Längst war das anders
geworden. Ein bedeutender Bruchteil des Heeres bestand aus
Geworbenen, die sich den überall in Deutschland stationierten
Werbern für ein gutes Handgeld verkauften, und die oft leicht-
sinnige, verirrte Jünglinge waren, welche keinen andern Weg
mehr vor sich sahen, sich ihren Lebensunterhalt zu verschaffen.
Hatten die Geworbenen dem Könige den Eid der Treue ge-
schworen, so waren sie Soldaten. Es war also nicht Vaterlands-
liebe, nicht der Sinn für Ehre und Pflicht die Triebfeder ihrer
Handlungen. Das Heerwesen bedurfte darum einer dringenden
Verbesserung. Das erkannte keiner mehr als Stein; das er-
kannte auch der König, als er den General Scharnhorst mit
der Durchführung dieser Reform beauftragte. Jetzt hörte das
Werben im Auslande auf ; jeder Preuße zwischen 18 und
25 Jahren war zum Heeresdienste verpflichtet. Die Soldaten
erhielten eine einfachere, aber zweckmässigere Kleidung und eine
mildere Behandlung. Die Offiziere wurden nicht nur aus dem
bevorzugten Stande des Adels genommen, sondern jeder Soldat,
der sich durch Kenntnisse und Bildung und im Kriege durch
Tapferkeit auszeichnete, konnte zu den höchsten Ehrenstellen
gelangen. So wurde Preussen zu einem wehrhaften Staate ge-
macht.
Aber damit begnügte sich der edle Freiherr nicht; er
wollte das preussische Volk auch zu einem freien Volke machen.
In alten Zeiten verwaltete jedes Dorf, jeder Gau seine An-
gelegenheiten, wählte sich die Beamten selbst und zog sie zur
Rechenschaft über ihre Amtsthätigkeit. Das war längst anders
geworden. Zu Anfang des 19. Jahrhunderts noch war der Bauer
persönlich leibeigen, dem Gutsherrn erbunterthänig , d. h. mit
seiner Person an das Gut, auf dem er geboren war, gebunden.
Seine Kinder durften nicht ohne Erlaubnis des Gutsherrn in
fremde Dienste gehen. Der Acker, den er bearbeitete, war