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1902 -
Altenburg
: Bonde
- Autor: Jungandreas, R., Runkwitz, Karl
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mehrklassige Volksschule
- Regionen (OPAC): Reuß (Jüngere Linie)
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Endlich gelang es am unteren Ende der Teichgasse den Anstrengungen
von Tausenden, zwei massive Gebäude und mit diesen zugleich die Altstadt
zu retten. Doch wurden die Gebäude auf der Westseite des Bassinplatzes
(jetzt Neumarktes) noch ein Raub der Flammen, sogar die erst 1835 neu-
erbaute Bürger-Erholung. Da aber hieß es: „Bis hierher und nicht weiter!"
Von nah und fern war man herbeigeeilt. Es sollen abends 8- bis
10 000 Menschen in den verschont gebliebenen Teilen der Stadt beisammen
gewesen sein.
Wie furchtbar die Glut und Wut des Feuers gewesen, geht aus der
Thatsache hervor, daß verbranntes Papier von Schriftstücken aus der
Schloßbibliothek in der Nähe von Plauen und anderwärts aufgefangen
worden ist. Jammervoll war das Bild der vom Brand Betroffenen auf
den Feldern, Wiesen und in Gärten. Dort lagen zum Tod Erschrockene
und an allen Gliedern Zitternde neben ihren geretteten Sachen; dort
ächzende Greise; dort weinten Väter und Mütter, viele ihre verloren ge-
glaubten Kinder in Todesangst suchend; dort jammerten von ihren Eltern
getrennte Kinder.
So groß der Jammer über das Unglück der Stadt, so groß war die
Teilnahme an dieser schweren Heimsuchung nah und fern im deutschen
Lande. Das Hilfskomitee konnte seinerzeit die für die damalige Zeit nam-
hafte Summe von 70 273 Thaler unter 461 Beteiligte verteilen.
2.
Sonnabend, den 2. August 1856, stand ich als junger Student mit
meinem als Gast anwesenden Vater auf dem hochgelegenen Friedhofe in
Jena. Eine dicke Rauchwolke türmte sich nach Norden zu hinter der
Leuchtenburg auf. Ein herzutretender Ortsgeistlicher sagte: „Gerade so sah
es aus, als im Juli 1837 Schleiz abbrannte." Und in der That, die
unheilverkündende Wolke rührte wieder von einem verheerenden Feuer da-
selbst her. Obwohl es noch keinen Telegraphen gab, kam die Kunde doch
noch vor Mitternacht durch Fuhrleute nach Jena: „Schleiz brennt." —
Nachmittags 2 Uhr war das Feuer in dem zunächst am Psortenthor nach
dem Stelzenbach zu gelegenen Hause ausgebrochen. Dieselben Ursachen
wie beim Brande 1837 wirkten auch diesmal zum schnellsten Umsichgreifen
der Flammen zusammen. In kürzester Zeit standen die gegenüberliegenden
Häuser in Flammen. Dann entzündete Flugfeuer die jenseits des Bürger-
teiches gelegenen Häuser, die Hintergebäude der Braugasse und die rechte
Häuserreihe der „Altstadt". Es mochte nicht viel über eine Stunde Zeit
seit Ausbruch des Feuers verflossen sein, da war die ganze im Jahre 1837
verschont gebliebene Altstadt ein Feuermeer.