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1. Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8 - S. 331

1902 - Altenburg : Bonde
331 und der Ärzte Kunst ihm die erhoffte Genesung nicht gebracht hatten. Als Christ und Held hatte er sich mit stiller Ergebung in sein schweres Leiden gefunden; aber jetzt litt es ihn nicht mehr auf fremdem Boden; schon am 10. März eilte er in sein Königreich und wurde an der Grenze von dem gesamten Staatsministerium empfangen. Es war ein herzbewegender Anblick, als in Leipzig der todeskranke Kaiser den Reichs- kanzler Fürsten Bismarck in die Arme schloß und ihn dreimal auf die Wangen küßte. Schon die Eisenbahnfahrt von Leipzig nach Charlottenburg war den Geschäften der Regierung gewidmet. Zu Tausenden war am Orte der Ankunft das Volk versammelt, um trotz der wehmütigen Trauer den Heimkehrenden mit lautem Hurra zu begrüßen. Wohl selten hat ein Volk mit mehr Liebe und Vertrauen zu seinem neuen Herrscher emporgeschaut als das deutsche zu Kaiser Friedrich Iii. Geboren 1831, am Jahrestag der Schlacht bei Leipzig, war er, eine echte Siegfriedgestalt, bald als unser Fritz der Liebling des Volkes und seiner Armee. An der Seite seines siegreichen Vaters hat er die Größe Preußens und die Einheit Deutschlands mit erstritten; ihm verdankt das preußische Volk den Sieg bei Königgrätz; unter seinen Augen wurde in dem großen Kriege gegen Frankreich der erste Sieg erkämpft; er führte als Feldmarschall die deutschen Krieger von Sieg zu Sieg. Keiner war besser im stände, das Werk Kaiser Wilhelms fortzuführen und das deutsche Volk mit fester Hand zu schützen in schwerer Zeit, in welcher Feinde ringsum es bedrohten. Das Ver- trauen des Volkes zu seinem neuen Herrscher wurde noch vergrößert durch dessen erste öffentliche Ansprache: „An mein Volk" und „An den Reichskanzler," in welcher es heißt: „Ich bringe meinem getreuen Volke mein rückhaltloses Vertrauen entgegen. Mein ganzes Bestreben wird sein, das Werk in dem Sinne fortzuführen, in dem es begründet wurde, Deutschland zu einem Horte des Friedens zu machen, und Ich gelobe, ein gerechter und in Freud und Leid ein treuer König zu sein. Un- bekümmert um den Glanz ruhmbringender Großthaten, werde ich zufrieden sein, wenn dereinst von Meiner Regierung gesagt werden kann, sie sei Meinem Volke wohlthätig, Meinem Lande nützlich und dem Reiche ein Segen gewesen. Gott wolle Mir seinen Segen und Kraft zu diesem Werke geben, dem fortan Mein Leben geweiht ist!" — Wie zündeten diese Worte in dem deutschen Volke! Aber leider sollte es Kaiser Friedrich nicht mehr vergönnt sein, die großen Hoffnungen zu erfüllen, welche das Volk mit Recht auf ihn setzte; denn seine ganze, leider so kurze Regierungszeit war ein ununterbrochenes, aber geduldig ertragenes Leiden. Doch wenn auch schon mit dem Tode ringend, ver-
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