1902 -
Altenburg
: Bonde
- Autor: Jungandreas, R., Runkwitz, Karl
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mehrklassige Volksschule
- Regionen (OPAC): Reuß (Jüngere Linie)
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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und Bäche nur wenig Wasser haben. Hier werden alle Bedürfnisse, als
Gerste, rohe Wolle, Hammel und Butter, eingehandelt, bis dann zu Ende
des Sommers diese Zugvögel vergnügt in ihre Heimat zurückkehren.
Die Handelszüge durch die Wüste gehen ziemlich regelmäßig und
zwar in Gesellschaften von 200 bis 1000 Kaufleuten mit ihren Lasttieren.
Die Karawane von Fezzan gilt für die am besten eingerichtete. Die
Hauptrichtungen gehen von Osten nach Westen, z. B. von Marokko nach
Kairo oder von den Nil-Oasen nach Fezzan in Tripolis. Die Karawane
von Fez nach Timbnktu braucht 129 Tage, unter denen 50 Rasttage sind.
Große Gefahr in der Wüste bringen die S a n d st ü r m e. Es ereignet
sich nämlich nicht selten, daß heftige Wirbelwinde die Sandmassen gleich
Meereswogen in Bewegung setzen, aufwühlen und als turmhohe Sand-
säulen in die Höhe wirbeln. Die Leiden der Reisenden während eines
Sandsturmes sind unbeschreiblich, und der gewisse Tod steht jeden Augen-
blick bevor, weshalb die Araber, wenn sich der Sand zu bewegen anfängt,
schnell die Zelte abbrechen. Die ganze Luft ist dann voller Staubwolken,
so daß man nicht zwei Schritt weit sehen kann. Dabei steigt die Hitze zu
einem erstaunlich hohen Grade. Die Pferde recken die Zungen aus dem
Halse hervor und bäumen sich; die Menschen werden von dem schrecklichsten
Durste gequält; nur das Kamel erträgt alle Beschwerden mit Ruhe und
Geduld. Unterdessen schreiten die Sandmassen wie wandelnde Berge daher.
Die hochragenden Säulen fliegen bald mit Windesschnelle, bald schieben
sie mit majestätischer Ruhe über den Boden dahin. Manchmal fürchtet
man, schon erreicht zu sein, schon regnet ein feiner Staub aus den Wolken
nieder; da entfernen sie sich wieder und verschwinden mit unglaublicher
Schnelligkeit. Man kann nichts thun, als sich ruhig in sein Schicksal
ergeben und das Ende des Naturschauspiels abzuwarten. Wenn sich ein
entgegengesetzter Wind erhebt, so ist die Gefahr schnell vorüber. Im
Jahre 1805 wurde eine Karawane von 2000 Personen durch einen Sand-
sturm verschüttet. Mau gewahrt in der Wüste häufig Knochen und Schädel
von Menschen und Kamelen neben den Sandpfaden, oft auch große Sandhügel,
aus welchen Hunderte von weißgebleichten Gerippen hervorragen, Überreste von
Menschen, Pferden und Kamelen in der Stellung, wie der Tod sie überraschte.
Eine andere, aber minder große Gefahr, welche die Wüste bietet, sind
die Glutwinde. Diese erhalten durch die heißen, ausgedehnten Sandstrecken,
über welche sie hinwehen, ihre Glut. Durch den aufgewirbelten Staub
erscheint die Sonne in matterm Lichte; die Tiere werden unruhig; den
Menschen wird der Gaumen trocken und die Ausdünstung gehemmt, was
ein sehr unbehagliches Gefühl hervorbringt. Die Araber pflegen sich dann
das Gesicht zu bedecken und neben ihren Kamelen niederzuknieen, damit