1902 -
Altenburg
: Bonde
- Autor: Jungandreas, R., Runkwitz, Karl
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mehrklassige Volksschule
- Regionen (OPAC): Reuß (Jüngere Linie)
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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heftiger ist die hier stattfindende Strömung. Man halte nur
die Hand an das Schlüsselloch oder an eine Hitze des Fenster-
flügels, und man wird sich bald davon überzeugen. Die Luft
strömt durch Spalten, die unser Auge kaum bemerkt, und reifst
bei dieser Gelegenheit feine Staubteilchen mit sich fort. Wer
hätte nicht die Stäubchen im Sonnenstrahle tanzen sehen ? Und
dies sind immer noch welche von der grossem Sorte.
Im Wohnzimmer brauchen wir aber gar nicht erst auf
Ankunft des Staubes von draussen zu warten; es wird in der
Stube selbst genug erzeugt. Die Dielen des Fussbodens treten
sich ab; in alten Zimmern erscheinen sie ausgelaufen und un-
eben. Die Decken und Teppiche werden abgenutzt; nach einigen
Jahren zerschlitzen sie und müssen ersetzt werden. Hast du
dir wohl einmal ausgerechnet, wie viel in deinem Hause jähr-
lich Stiefel- und Schuhsohlen abgelaufen, wie viel Kleidungs-
stücke abgetragen werden ? Ein Teil davon nutzt sich immer
im Zimmer ab und nicht gerade der kleinste. Untersuchen wir
mit Hilfe des Mikroskops ein Häufchen Staub , so treffen wir
die Spuren der verschiedensten Gegenstände beisammen: hier
ein schwarzes Wollenfäserchen, daneben ein Flöckchen weifser
Baumwolle, dann ein wenig Seide. Nicht wenige Staubteile
sind Hufs, der entweder aus der Lampe oder aus dem Ofen
stammt. Es folgt dann ein winziges Endchen einer Feder, dann
ein Haar vom Pelze, ein Holzsplitterchen, ein Sandkörnchen,
ein Eisenkrümelchen, ein Mehlstäubchen, vielleicht auch eine
zierliche Flügelschuppe von einer Motte oder ein Endchen von
einem Fliegenbeine. So viel Gegenstände im Zimmer und aussen
herum in der Nähe sind, von ebenso vielen könnten wir auch
Spuren im Staube antreffen. Hautschuppen von unserm eignen
Körper werden selten dazwischen fehlen. Alle Metalle werden
dabei mit vertreten sein , kostbares Gold und Silber vom Ge-
schmeide, das sich abnutzt, und harter Stahl vom Messer, dessen
Klinge von Jahr zu Jahr kleiner wird. Man trifft Stäubchen,
aus allen Teilen der Erde stammend, vielleicht auf dem Gold-
schnitte eines Buches an, das längere Zeit unbenutzt dastand.
Hier ruht neben dem Endchen einer Eiderdune, die an den
eisigen Küsten Grönlands und Islands gesammelt ward, ein
Fäserchen Baumwolle, das durch Neger am südlichen Mississippi
gepflückt wurde. Ein Mehlstäubchen von Reis aus Ostindien
hat sich zu einem Seidenfädchen gesellt, das von einer Raupe