Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Neues Realienbuch für Schule und Haus - S. 74

1910 - Bochum : Westfäl. Verl.- und Lehrmittel-Anst.
74 Eign^ (16. Juni). Diese Nachricht machte die Fürsten schnell wieder einig. Sie sandten aufs neue ihre Heere gegen Napoleon. Von Belgien her rückten Blücher und der englische General Wellington vor. Um die Vereinigung der beiden zu verhindern, warf sich Napoleon bei Lignp zuerst auf Blücher. Die Preußen wurden trotz ihrer Tapferkeit besiegt. Blücher selbst geriet in große Gefahr. Sein Pferd erhielt einen Schuß und stürzte zu Boden. Stöhnend lag der Greis unter der schweren Last. „Nostitz, ich bin verloren!" rief er seinem Adjutanten zu. Dieser zog seinen Degen und hielt neben seinem Herrn Wache. Mehrmals sausten die französischen Reiter an dem Verwundeten vorüber, ohne ihn zu erkennen. Als er endlich von Preußen unter dem Pferde hervorgezogen worden war, sprach er: „Schreibt dem König: Geschlagen, aber nicht bezwungen." Waterloo.. (18. Juni.) Nun wandte sich Napoleon gegen Wellington, der bei Waterloo mit Engländern, Hannoveranern, Braunschweigern, Nassauern und Niederländern Aufstellung genommen hatte. Blücher hatte versprochen, ihm sein ganzes Heer zu Hilfe zu schicken. Aber unendlicher Regen ging hernieder und machte die Wege grundlos. Rastlos feuerte der Heldeugreis seine Truppen an: „Vorwärts, Kinder!" „Es geht nicht, Vater Blücher." „Es muß gehen, ich habe es ja versprochen, soll ich wortbrüchig werden?" Und es ging. Inzwischen rangen Wellington und Napoleon in verzweiflungsvollem Kampfe. Immer mehr lichteten sich die Reihen der Engländer. Wellington rief aus: „Ich wollte, es wäre Nacht oder die Preußen kämen!" Endlich, gegen 5 Uhr, erschienen diese auf dem Kampfplatze. Um 8 Uhr waren die Franzosen vollständig geschlagen. Napoleon entging mit knapper Not der Gefangennahme. Westfälische Landwehr- leute erbeuteten seinen Wagen nebst Hut und Degen. Dieser Sieg entschied Napoleons Schicksal. Schon drei Wochen später Zog Blücher in Paris ein. Ende Noxoleons. Jetzt wurde zum zweiten Male in Paris Frieden geschlossen. Ludwig Xviii. kehrte zurück. Frankreich hatte im ganzen 700 Millionen Frank Kriegskosten zu zahlen. Napoleon verzichtete zugunsten seines Sohnes auf die Krone. Er selbst wurde ans die öde Felseninsel St. Helena verbannt. Hier starb er am 15. Mai 1821 am Magenkrebs, kaum 52 Jahre alt. Napoleon war einer der größten Feldherrn aller Zeiten. Zugleich verstand er sich trefflich auf die Kunst zu regieren. Er wußte aber nicht seine Herrschsucht zu zügeln. ^Sein rücksichtsloser Wille hat namenloses Unglück über ganz Europa gebracht. Seinetwegen haben in 11 Jahren vier Millionen Menschen ihr Leben lassen müssen. Doch hat er auch sehr viel Gutes bewirkt. Frankreich erhielt nach der Revolution seine Ruhe wieder, Noch heute besteht in der Haupt- sache die Verwaltung und Rechtspflege so, wie sie Napoleon schuf. Im übrigen Europa wurde Napoleon der Anstoß zur Beseitigung vieler veralteter Zustände, so der Leibeigenschaft, Klassenvorrechte und der Willkürherrschaft mancher Fürsten. Napoleon gab dem alten deutschen Reiche den Todesstoß. Viele Klein- staaten verschwanden. Verwaltung, Handel und Wandel erfuhren manche Verbesserung. Der wiener Kongreß. Nach dem zweiten Pariser Frieden wurden die Verhandlungen über die Neuordnung Europas in Wien fortgesetzt. Preußen erhielt fast alle Gebiete zurück, die es vor dem Tilsiter Frieden besessen hatte. Von den polnischen Besitzungen bekam es aber nur Posen, Danzig und Thorn, die übrigen sielen an Rußland. Außerdem wurde ihm die Hälfte des König- reichs Sachsen, Jülich und Berg, Cöln und Trier, das weltliche Münsterland, Dortmund und Siegen zugesprochen. (Aus den westlichen Erwerbungen wurden die Provinzen Westfalen und Rheinland gebildet.) — An Stelle des alten deutschen Kaiserreiches trat der Deutsche Buud, zu dem im ganzen -10 Staaten gehörten. Die gemeinsamen Angelegenheiten regelte der Bundestag, der von Vertretern aller Staaten beschickt wurde. Er tagte in Frankfurt a. M. Österreich führte den Vorsitz.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer