Anfrage in Hauptansicht öffnen
Dokumente für Auswahl
Sortiert nach:
Relevanz zur Anfrage
1910 -
Bochum
: Westfäl. Verl.- und Lehrmittel-Anst.
- Hrsg.: ,, Kamp, Kaspar
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Schule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
107
Kaufmannsgut auf See und in fremden Landen sich nicht eines wirksamen Schutzes
erfreute. Galt doch in den Anfängen des vorigen Jahrhunderts der deutsche
Handel und die deutsche Schiffahrt fast als vogelfrei, da seit dem Verfall der
meerbeherrschenden Hansa niemand sich mehr ihres Schutzes annahm. Heute
bietet aber die deutsche Kriegsflotte diesen Schutz, wenn auch noch nicht in aus-
reichendem Maße. Immerhin weht die deutsche Kriegsflagge von einer stattlichen
Anzahl Auslandskreuzer, und die tapferen Blaujacken find stets bereit, dieser
Flagge die ihr gebührende Achtung zu verschaffen und die deutschen Untertanen
auch in fernen Ländern vor Unrecht und Willkür zu schlitzen.
Entwicklung. Die Anfänge der deutschen Kriegsflotte fallen erst in die
letzte Hälfte des vorigen Jahrhunderts. Zwar hatte schon der Große Kurfürst
mit weitausschauendem Blick den Wert einer Flotte erkannt und versucht, eine
solche ins Leben zu rufen. Mit kühnem Wagemut segelten die brandenburgischen
Fregatten ins Weltmeer hinaus und nahmen keck den Kampf mit spanischen
Kriegsschiffen auf. Leider hatte die von ihm geschaffene Flotte keinen Bestand,
sondern sie zerfiel nach feinem Tode.
Kleiner Kreuzer „Mainz".
Im Jahre 1848 lag der Deutsche Bund wegen Schleswig-Holstein im Kanipfe
mit Dänemark. Mit Zorn und Erbitterung mußte das deutsche Volk damals
sehen, wie das kleine, aber seemächtige Dänemark die deutschen Häfen blockierte,
zahlreiche Handelsschiffe wegnahm und den gesamten deutschen Seehandel lahmlegte.
Mit tiefer Beschämung kam dem deutschen Volke feine Ohnmacht zur See
Zum Bewußtsein, und der Ruf nach einer Flotte wurde allgemein. Arm itnb reich
wetteiferte in der Darbringung von Gaben, die mit dazu beitragen sollten, eine
Kriegsflotte ins Leben zu rufen. Aber ach! die m;it so edler Begeisterung ge-
schaffene „Reichsflotte" fand ein gar klägliches Ende. Sie wurde, da die Kosten
ihrer Unterhaltung nicht aufgebracht werden konnten, nach einigen Jahren auf-
gelöst. 1853 wurde ein Teil der Schiffe sogar öffentlich verkauft.
Als Träger des Flottengedankens kam jetzt nur noch Preußen in Frage.
Es hatte unabhängig von der Reichsflotte seine eigene Flotte weiter ausgebaut,
n. a. auch einige Schiffe derselben übernommen und sie unter den Befehl des see-
befahrenen Prinzen Adalbert gestellt. Zur Anlegung eines Kriegshafens an der
Nordsee erwarb es auf dessen Betreiben von Oldenburg Ländereien am Jadebilsen.