1910 -
Bochum
: Westfäl. Verl.- und Lehrmittel-Anst.
- Hrsg.: ,, Kamp, Kaspar
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Schule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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die Oberschenkel Realen gleichen, (vergleiche den Oberschenkel eines Storches!)
Die Beine sollen aber nicht nur Ruder, sondern auch Steuer sein. Das Steuer
ist bei allen Schissen am Hinterteile des Rumpfes angebracht, weil es dort die
beste Wirkung erzielt. Das hat der weise Schöpfer schon gewußt, ehe Noe die
Arche baute, und hat den Schwimmvögeln (Gans, Schwan) die Füße nicht unter
der Mitte des Rörpers, sondern mehr nach hinten befestigt. Dasselbe finden
wir aucb bei den Ruderfüßlern (Pelikan), den Landflüglern (Möven) und den
Tauchern (Haubentaucher, Lappentaucher, Pinguin), die ihre Füße zum Steuern
durch die Flut gebrauchen.
Der Körperbau der Wildente erleichtert ihr selbst die Nahrungsaufnahme
im Wasser. Die dem Wasser entnommene Nahrung (Insekten, Würmer, Fische,
Frösche, Laich, Wasserlinsen u. dgl.) sagt selbst der Pausente besser zu als Körner-
früchte und andere Mast. Sie zieht deshalb auch mit Vorliebe zum Wasser,
um dort zu „gründeln". Der breite, flache Schnabel ist ein vorzüglicher Taft-,
Sieb- und Greifapparat. Den Gberschnabel bedeckt eine weiche paut, in der
Die Wildente.
sich namentlich vorn viele empfindliche Nerven verzweigen. Diese Nerven ge-
langen durch eine ganze Anzahl von Löchelchen durch den Schnabelknochen
zur Schnabelspitze. Mag das Wasser noch so trübe und schlammig sein, die Tute
entdeckt mit ihrem Schnabel doch die darin enthaltene Nahrung, (vergl. Fleder-
maus, Spürhaare des Seehundes!) Als Sieb dienen die Fransen der Zunge
und die Zähnchen des Schnabelrandes. Beim Gründeln füllt die Lute den
Schnabel mit Schlamm und Wasser und preßt letzteres wieder mit der Zunge
heraus. Die festen Gegenstände müssen jedoch zurückbleiben. Unter ihnen hat
die Zunge bald alles Genießbare ausfindig gemacht; es wird verschlungen,
und das Ungenießbare ausgestoßen. Die scharfe, hornartige Schnabelspitze und
der hornartige Schnabelrand befähigen die Tute auch, Gräser abzuschneiden
und glatte Gegenstände, wie Fische, Frösche und Lurche festzuhalten.
Besondere Körpereinrichtungen schützen die Wildente vor Kälte und Nässe.
Das dichte Gefieder und die darunter liegende Fettschicht bewirken eine gleich-
mäßige Körpertemperatur, da sie ein Ausströmen der Körperwärme verhindern