1906 -
Wittenberg
: Herrosé
- Hrsg.: Polack, Friedrich, ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde?
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Xii. Gesetz und Recht.
(oder der Flotte) zu entziehen, ohne Erlaubnis Deutschland verläßt
oder sich nad) erreichtem militärpflichtigen Alter im Ausland aufhält,
wird mit eiuer Geldstrafe von 150—3000 M. oder mit Gefängnis
bis zu 1 Jahr bestraft, desgleichen bis zu 2 Jahren Gefängnis und
außerdem bis zu 3000 M. Geldbuße, wer zur Zeit einer Kriegsgefahr
oder eines Krieges auswandert. Reichert und Springer.
228 (246). Von den Staats- und Gemeindesteuern.
Über keine Ausgabe wird wohl mehr geklagt als über die
„Steuern". Warum? Weil man redet, ohne zu überlegen. Unver-
ständige Leute meinen, Steuern seien gar nicht nötig. Sie bedenken
nicht, welche bedeutenden Ausgaben Staat und Gemeinde zu leisten
haben, die allen zugute kommen. Das zeigt uns am deutlichsten ein
Blick in den Haushaltsplan unserer 'Gemeinde. Die Stadt muß
Straßen batten' und unterhalten, Kirchen und Schulen errichten, gutes,
gesundes Wasser beschaffen, fair öffentliche Ordnung und Sicherheit
sorgen, muß sich per Kranken, Armett, Waisen und allein dastehenden
alten Leute annehmen usw. Ebenso hat der Staat für alle Zweige der
öffentlichen Wohlfahrt zu sorgen. Das kostet Geld, viel Geld!
Darum sittd Steuern notwendig! Wie teuer würde unsere
Haushaltung zu stehen kommen, weitti tticht alle Biirger zusammen-
greifen wollten! Wenn ein jedes Haus in der Stadt sich selbst gegetl
Feuersgefahr schützen müßte, was für Ausgaben würde das erfordern!
So richtet die Stadt eine Feuerwehr ein, rüstet sie mit allem Not-
wendigen aus, und der einzelne zahlt dafür nur wenige Pfennige
Steuern. — Ein Ding der Unmöglichkeit wäre es, wenn in einer-
großen Stadt der Hausbesitzer für die Bewohner seines Hauses das
Wasser auf eigene Kosten beschaffen sollte. Wo gäbe es genug
Brunnen! Da legt die Stadt Wasserleitungen an und führt das Wasser-
ost stunden- und meilenweit herbei. Solche Ausgaben kann nur eine
große Gemeinde bestreiten.
Ost haben edle Menschen für mancherlei Ausgaben größere oder-
kleinere Summen geschenkt. Diese Stiftungen, dazu die öffentlichen
Gebäude, Äcker, Wiesen und Wälder, die eine Gemeinde besitzt, nennt
man ihr Vermögen. Mit den Erträgnissen, die aus diesem Vermögen
fließen, kann zwar ein großer Teil der städtischen Ausgaben gedeckt
lüerbeit, doch reicht diese Einnahme in den meisten Fällen nicht aus,
und deshalb müssen Steuern erhoben werden. Zu denselben muß ein
jeder nach seinem V er in ö gen beitragen. Manche meinen zwar,
die Steuern seien ungerecht verteilt; tvie wenige von diesen iverden
sich aber die Mühe genommen haben, die Rückseite des Steuerzettels
genauer zu betrachten und auszurechnen, daß für 100 M. Einkommen
in der untersten Steuerklasse eine viel geringere Abgabe zu entrichten
ist als für 100 M. in der obersten! Während zurzeit die niedrigste
Stufe der Einkommensteuer bei 900 ^.Jahreseinkommen 6 M. beträgt,
so müssen reiche Leute nicht nur Hunderte, sondern viele Tausend Mark
Steuern zahlen. — Das alles ist aber nur möglich, wenn Handel und