1906 -
Wittenberg
: Herrosé
- Hrsg.: Polack, Friedrich, ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde?
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Xiv. Weite Welt und Wanderung ins Weite.
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wagerechter Fläche allmählich zu fließen aufhört, sitikt der Schmutz
nieder und bildet Sand- und Schlammablagerungen. Werden diese nie
entfernt, so wird der Hofplatz liach und nach von einer Schlammfchicht
vollständig bedeckt werden, — das Urgebirge ist von neuen Erd-
massen überdeckt. In der allerersten Zeit der Urperiode konnte das
natürlich noch nicht geschehen, da die höher gelegenen Gebiete, von
denen herab Schlamm und Sand hätten heruntergespült werden sollen,
selber noch felseithart waren. Aber im Laufe der Zeit zermürbten die
Einflüsse der Atmosphäre (besonders geschieht das durch Frost und
Hitze) die Gebirge, die der Regen dann immer wieder rein wusch.
Das Abgetragene wurde in die Ebenen und Niederungen oder auch in
die Ozeane geschwemmt, wo im Laufe der Jahrtausende über dem
Urgebirge Erdschichten von ungeheurer Mächtigkeit entstanden. Unser
Regenwasser konnte nur das niederschlagen, was es unterwegs mit
sich fortgerissen hatte; die Flüsse und Ozeane führen aber auch
Eigenprodukte mit sich, die sie ablagern können. Es jinb das
vor allem die Kalk- und Salzbestandteile des Wassers, wozu noch
die kalkigeil Schalen gewisser Tiere kommen. Durch Absetzung der-
artiger Stoffe sind die Kalk-, Kreide- und Salzschichtungen mtb
-gebirge entstanden. — Wir müssen also bei der heutigen Erd-
kruste uliterscheiden n) das Urgebirge, b) die dilrch das Wasser
besorgten Schichtungen, und zwar 1. sandige und tonige, 2. kalkige,
3. salzige Schichtnngell.
Nach drei Jahren kehren wir von einem Aufenthalt in derfreinde
in die Heimat zurück lind suchell unseren Hofplatz auf. Wir hatten
gebeten, ihli nicht zu benutzen, allch den auftreibenden Schmutz liicht zu
entfernen. Es hatte sich denn auch eine stattliche Schicht gebildet.
Mit einem steinen Löffel graben wir in dieselbe hinein. In der obereil
Schicht finden wir ab und zu ein Haferkorli und Haferspreu: Das
Feld muß im legten Sommer, sagen wir 1894, mit Hafer bestellt ge-
wesen sein. Etlvas tiefer suchen wir vergeblich nach irgend welchen
Ernteresten. Die Schicht wird im Winter, als der Äcker gepflügt
loar, abgesetzt [ein. Wieder ein wellig tiefer finden wir hin llnd
wieder Weizenkörner, sogar eine ganze Weizenähre entdecken wir; wir
sind ill der Frühjahrsschicht des Jahres 1893. Dann fehleil wieder
Körner nnb Spreu, wir sind wieder in einer Winterschicht. Sie hat
aber gegen die frühere eine auffällig hellgraue Farbe. Wir untersuchen
sie und finden, daß sie stark iilit Mergel durchsetzt ist. Über die
Ursache sind wir nicht tange im Unklaren: Der Acker muß int Winter
1892 bemergelt worden sein, lvobei der Mergel tangere Zeit frei liegen
blieb. Noch tiefer brillgell wir Rapskörner und -schoten zutage, ein
Beweis, daß das Feld im Sommer 1892 mit Rapssaat bebaut war.
Wir graben weiter und treffen schwärzlich gefärbte Massen. Bei
lläherer Untersuchung finden wir, daß sie mit torfartigem Material
durchsetzt sind. Wir schließen, daß der Acker im Winter 1892 wohl mit
Torfstreu bedüngt wurde. Die unterste Schicht hat eine lehmgelbe