1901 -
Neuwied [u.a.]
: Heuser
- Autor: Wagner, Georg, Schneider, Karl Theodor
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schulformen (OPAC): Einklassige Volksschule, Zweiklassige Volksschule
- Regionen (OPAC): Schleswig-Holstein
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Ii. Bilder aus der Natur
streifen, ist leider weiter verbreitet und häufiger als unserer Wohlfahrt er-
sprießlich ist. Sie bewohnt sonnige und womöglich zugleich feuchte, mit
niederem Gestrüpp bestandene, an Schlupfwinkeln reiche Örtlichkeiten der Höhe
wie der Tiefe, Heiden und Moore oft in bedenklicher Menge. Im März verläßt
sie ihre Winterherberge und treibt sich von da an bis Anfang Oktober in
einem kleinen Gebiete umher. Ein Nachttier wie alle ihre Verwandten,
dabei die Sonnenwärme in hohem Grade liebend liegt sie am Tage
schlummernd mehr oder minder verborgen auf einer und derselben Stelle,
im Strahle der Sonne sich reckend, über jede Störung ihrer Behaglichkeit
ingrimmig sich erbosend. In der Regel belehrt ein ärgerliches Zischen über
ihr Vorhandensein; oft aber schnellt sie ohne diese Warnung den zum
Bisse gehobenen Giftzahn auf den sich ihr Nahenden. Und wenn das
von ihr ins Auge gefaßte Glied nicht wohl geschützt ist, so hat der
giftige Tropfen seine verheerende Wirkung begonnen, bevor man noch den
Feind entdeckt.
Wer ihn zu würdigen weiß, betritt vorsichtig und nur mit festen
Stiefeln bekleidet dessen Lteblingswohnsitze, achtet auf jedes Geräusch, sucht
und arbeitet nicht mit den Händen auf dem Boden umher und bricht sich,
wenn er das tückische Kriechtier entdeckt, die erste beste Rute vom nächsten
Strauche. Ein Schlag, selbst von Kindeshand über den Rücken geführt,
genügt, den Giftwurm zu fällen. Nur daß man sich nicht verleiten lasse,
die scheinbar getötete Kreuzotter unvorsichtig aufzunehmen! Der vom Rumpfe
getrennte Kopf beißt noch ebenso wütend und fast ebenso gefährlich wie die
lebende Otter nach dem Feinde. Wer das Mißgeschick hat gebissen zu werden,
säume nicht mit Gegenmitteln, zu denen namentlich sofortiges Aussaugen
der Wunde gehört; jede Verzögerung kann den Tod herbeiführen.
Die Kreuzotter nährt sich fast ausschließlich von Mäusen, die sie des
Nachts erlauert, macht sich also in gewissem Grade nützlich; aber jeder
andere Mäusefeind leistet mehr als sie; und ihr Giftzahn ist denn doch allzu
gefährlich, als daß man ein Wort zu ihren Gunsten einlegen dürfte.
Brehm.
120. (79.) Sommerfreude.
1. Geh aus, mein Herz, und suche
Freud’
in dieser liehen Sommerzeit
an deines Gottes Gaben!
Schau’ an der schönen Gärten Zier
und siehe, wie sie mir und dir
sich ausgeschmücket haben!
2. Die Bäume stehen voller Laub ;
das Erdreich decket seinen Staub
| mit einem grünen Kleide.
Narcissen und die Tulipan’,
die ziehen sich viel schöner an
als Salomonis Seide.
3. Die Lerche schwingt sich in
die Luft;
das Täublein fliegt aus seiner
Kluft
und macht sich in die Wälder.