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1. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 129

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
Und ihrem Leben. 129 Und im Herbste, welche Wonne bring' ich in des Menschen Haus! schaff' ihm eine neue Sonne, wann die alte löschet aus." So sich brüstend sprach die Rebe; doch die Tanne blieb nicht stumm; säuselnd sprach sie: „Gerne gebe ich dir, Rebe, Preis und Ruhm. Eines doch ist mir beschieden: mehr zu laben als dein Wein Lebensmüde; — welchen Frieden schließen meine Bretter ein!" Ob die Rebe sich gefangen gab der Tanne, weiß ich nicht; doch sie schwieg, und —Thränen hangen sah ich ihr am Auge licht. Kerner. 143. (185.) Das Renntier. Das Renntier kommt an Größe aber nicht an Leichtigkeit der Gestalt dem Damwild gleich. Seinen gedrungenen Körper tragen stämmige Beine, die auf breiten, bei jedem Tritt knackend auseinanderweichenden Hufen ruhen. Mit ihnen eilt das Renntier ebenso behende über den Schnee wie der Schwielen- fuß des Dromedars über den Sand; und wie dieses ist es im stände, reißende Gewässer leicht zu durchschwimmen. Auch die dichte, dunkle Behaarung, die unter dem Halse eine Mähne bildet, kennzeichnet das Geschöpf der Winter- zonen. Die Schaufeln seines vielästigen Geweihes dienen ihm als Waffe und sein Fuß als Grabscheit, um im Winter, wenn alles Grün unter dem Schnee begraben ist, die nährenden Flechten daraus hervorzuscharren. Kopf und Hals des Renntiers sind kurz und dick, Vorderbug und Schultern von massiger Stärke, als sei es von der Natur selbst zum Ziehen schwerer Lasten auf beschwerlichen Wegen bestimmt. Man weiß, daß das Leben der nördlichen Völker Europas und Asiens mit dem Leben dieses Geschöpfes untrennbar verbunden ist. Es macht ihre einzige Habe aus. Leichten und sicheren Fußes zieht es den Schlitten des Lappen, trägt diesen selbst, labt ihn mit kräftiger Milch und giebt ihm in seinem Fleische eine nahrhafte Speise. Es geht überhaupt von diesem Tiere nichts ungenutzt verloren; selbst die Knochen und Sehnen weiß der Lappe zu seinem ärmlichen Hausrate zu verwenden. Mit der Haut aber kleidet und deckt er sich, behängt er sein Zelt, füllt er seinen Schlitten und das Lager der Lebenden und Toten. Dazu ist Zähmung und Unterhalt der Tiere fast mühelos. Es sucht den Menschen und bleibt ihm eigen, ohne eines Hüters oder Obdachs zu bedürfen. Die hohen, wüsten Felsklippen, die fürchterlichen Sümpfe, deren Decke das bittere Renntiermoos und die Zwergmaulbeere trägt, sind seine Heimat. Wo jene nahrungsreiche Flechte mit ihrem dürren, schneeweißen Wüchse Moore, Felsen und Hänge überkleidet, da weiden überall die nach Hunderten und Tausenden zählenden Herden dieser Tiere; und schon aus weiter Ferne erkennt das Auge des Lappen den wandernden Wald von Geweihen. Aber wie den Araber das Kamel, so und in noch viel höherem Grade zwingt den Lappen Schleswig-holst. Kinderfreund. 9
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