1901 -
Neuwied [u.a.]
: Heuser
- Autor: Wagner, Georg, Schneider, Karl Theodor
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schulformen (OPAC): Einklassige Volksschule, Zweiklassige Volksschule
- Regionen (OPAC): Schleswig-Holstein
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Ii. Bilder aus der Natur
das mit dem Hammer nicht verarbeitet werden kann. Damit es nun aber
auch für die Werkstatt der Schlosser und Schmiede brauchbar werde, muß
der Kohlenstoff mit Gewalt entfernt werden. Man bringt daher die Eisen-
würfel in einem Hammerwerk zur Weißglühhitze. Dann schlagen mächtige
Hämmer auf die erweichte Masse, und die darin enthaltene Kohle verbrennt,
so daß kaum eine Spur davon im Eisen verbleibt. Das spröde Metall ist
nun so zähe und dehnbar geworden, daß es sich leicht schmieden, zu feinem
Draht ausziehen und in dünne Bleche auswalzen läßt. So gewinnt man
das St ab eisen. Zwei glühende Stücke Stabeisen lassen sich zusammen-
schweißen; sie werden durch bloßes Hämmern so vereinigt, daß sie fortan
nur eine Masse bilden. Das ist ein Vorzug, den das Eisen vor den meisten
andern Metallen voraus hat.
Der Stahl nimmt durch verschiedene Grade des Erhitzens verschiedene
Farben und Härtegrade an. Wenn man eine Stricknadel in eine Kerzen-
flamme hält und zum Glühen bringt, so wird an der heißesten Stelle der
Stahl schwarz aussehen und weiter und weiter bläulich, rötlich und gelblich
erscheinen. Läßt man den Stahl glühen und kühlt ihn dann plötzlich im
Wasser ab, so wird er spröde und härter als jeder andere Körper mit Aus-
nahme des Diamanten. Aus dem gehärteten Stahl werden die meisten
Werkzeuge gemacht. Grube.
154. (197.) Der Hirt und die Schäflein.
1. Auf einer großen Weide gehen
viel tausend Schafe silberweiß.
Wie wir sie heute wandeln sehen,
sah sie der allerältste Greis.
2. Sie altern nie und trinken Leben
aus einem unerschöpften Born.
Ein Hirt ist ihnen zugegeben
mit schön gebognem Silberhorn.
3. Er treibt sie aus zu goldnen Thoren,
er überzählt sie jede Nacht
und hat der Lämmer keins verloren,
so oft er auch den Weg vollbracht.
4. Ein treuer Hund hilft sie ihm leiten;
ein muntrer Widder geht voran.
Die Herde, kannst du sie mir deuten?
I und auch den Hirten zeig' mir an!
Schiller.
155. (198.) Das Kamel.
Das eigentliche Tier der Sahara, so ganz und gar für die Natur
der Wüste gebaut, ist das Kamel. Sein Höcker ersetzt das Futter, das die
Wüste dem Tiere so oft versagt. Er besteht nämlich aus einer fettigen Masse,
die unverhältnismäßig anwächst, wenn das Kamel reichliche Nahrung empfängt,
dagegen zusammenschrumpft, wenn es lange ohne Nahrung bleibt. Will
man eine große Reise unternehmen, so wird der Höcker vorher erst untersucht.
Findet er sich gut mir Fett besetzt, so kann das Tier selbst bei mäßigem
Futter große Mühsale ertragen. Die Natur hat ihm also in dem Höcker
gewissermaßen eine Vorratskammer gegeben, die in ähnlicher Weise seinen