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1. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 221

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
Sage und Geschichte. 221 werden an die Pferde gebunden, und fort geht es durch die Felder; bald tönt das Jammergeschrei der Gefangenen nur noch aus der Ferne herüber. Rauch und Flammen breiten sich über die Felder aus. Wo die wilde Schar hindurch- gezogen ist, da ist alles verwüstet. Überall liegen Tote; überall hört man Wehklagen und Jammern. Als die Nacht hereinbricht, leuchtet der Himmel dort, wo der Feind abgezogen ist, in roter Glut. So ging es fast jedes Jahr; immer kamen die schrecklichen Feinde wieder. Was konnten die deutschen Krieger zu Fuß mit ihren schweren Streitkeulen oder Streitäxten und den fast mannslangen Schwertern ausrichten gegen die Pfeile dieser schnellen Reiter? Wie der Wind stürmten die Furcht- baren heran, warfen ihren Feinden Schlingen um den Hals und schleppten die so gefangenen im schnellsten Ritte hinter sich her. Dann kehrten sie plötzlich zurück, um neue Beute zu holen. Zwanzig Jahre lang hatte Deutsch- lang von diesem Heidenvolke bittere Not zu leiden. Da gelang es dem König Heinrich I, einen Ungarnführer zu fangen. Für ihn boten sie ihm hohes Löse- geld an; er aber verlangte keins. Frieden mußten sie ihm schwören auf neun Jahre; dafür versprach er ihnen ein jährliches Geschenk. So hatte nun Deutschland eine Zeit lang Ruhe. Diese Zeit benutzte Heinrich auf das beste zum Wohle seines Landes. Er fing an, feste Städte zu bauen. Große Plätze wurden von dicken Mauern mit festen Thoren um- geben, und Türme wurden auf den Mauern erbaut. Tag und Nacht wurde daran gearbeitet, um sie schnell zu vollenden. Dann forderte der König die Leute auf, hier einzuziehen und sich Häuser zu bauen. Aber die Deutschen waren gewohnt, in Häusern auf freiem Felde zu wohnen, und sagten: „In diese Gefängnisse sollten wir ziehen und hinter diesen Mauern lebendig begraben sein? Nimmermehr!" Da ließ der König losen, und von je neun Mann mußte einer in die Stadt ziehen. Dort hatte er für die andern acht Wohnung und Vorratskammern zu schaffen. Sie aber mußten sein Feld mit bearbeiten und den dritten Teil von ihrem Getreide in die Stadt bringen. Hier mußten auch Märkte und Gerichtstage abgehalten werden. Jeder freie Gutsherr mußte sich üben, im Kriege zu Pferde zu kämpfen, und der König versammelte diese Reiter oft zu Kampfspielen. Wer andere besiegte, wurde nicht nur sehr geehrt sondern erhielt von dem Gegner auch ein Ehrengeschenk. Da wollte keiner der Schlechteste sein; da lernte jeder das Retten und Fechten, so gut er nur konnte. Aber die Bürger der Städte ließ der König einüben für den Kampf zu Fuß. Die neun Jahre waren verstrichen. Nun wollten die Ungarn auch für das zehnte Jahr die gewohnte Abgabe holen; aber der König — so erzählt die Sage — ließ ihnen zum Spott nur einen räudigen Hund reichen. Voll Zorn brachen nun die Ungarn mit einem gewaltigen Heere auf und zogen gegen Merseburg. Schnell retteten sich die Bewohner des Landes mit ihrer besten
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