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1. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 278

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
278 Iv. Bilder aus der Erdkunde, Grund dieser Verzögerung. Er mußte es sich gefallen lassen, mehrfach die Besuche hoher Würdenträger der katholischen Kirche zu empfangen, die ihn mit Aufbietung aller Überredungskunst für den Übertritt zur katholischen Kirche bearbeiteten. Im Juli endlich fand er Gelegenheit, auf diese Zumutung eine öffentliche und unzweideutige Antwort zu erteilen. Als er nämlich eines Tages wie gewöhnlich bei einem öffentlichen Em- pfange vor dem Minister Louvois erschien, trat dieser plötzlich vor versam- meltem Hofe auf ihn zu, reichte ihm eine aufgeschlagene Bibel hin und sagte: „Leset hier den Willen Eures Königs!" Die aufgeschlagene Stelle war aber 1. Maccab. 2, 17 und 18, wo es heißt: „Die Hauptleute Antiochi sprachen zu Matathias: Du bist der Vornehmste und Gewaltigste in dieser Stadt und hast viele Söhne und eine große Freundschaft. Darum tritt erstlich dahin und thue, was der König geboten hat, wie alle Länder gethan haben und die Leute Juda, die noch zu Jerusalem sind: so wirst du und deine Söhne einen gnädigen König haben und begäbet werden mit Gold, Silber und großen Gaben." Dominikus las die Stelle laut vor, schlug dann ruhig ein Blatt um und sprach: „Die Fortsetzung des Textes enthält meine Antwort;" und dann las er mit fester Stimme die Verse 19 bis 21: „Da sprach Matathias frei heraus: Wenn schon alle Länder Antiocho gehorsam wären und jedermann abfiele von seiner Väter Gesetz und willigten in des Königs Gebot, so wollen doch ich und meine Söhne und Brüder nicht vom Gesetz unserer Väter abfallen. Da sei Gott für! Das wäre uns nicht gut, daß wir von Gottes Wort und Gesetz abfielen." Tags darauf erhielt Dietrich einen königlichen Erlaß, durch den er seines Amtes entsetzt und nach einem armseligen Städtchen im mittleren Frank- reich verbannt wurde. Die Quälereien wurden auch dort fortgesetzt; und erst als man kein Gewicht mehr darauf legte, ob der leiblich und geistig schwach gewordene Greis katholisch werde oder protestantisch bleibe, durfte er Ende 1689 nach Straßburg zurückkehren unter der Bedingung, daß er nie sein Haus verlasse und niemand als die nächsten Glieder seiner Familie bei sich sehe. Diese Bedingung zu erfüllen ward dem alten Ammeister nicht schwer; denn seine durch die jahrelangen Leiden gebrochene Gesundheit fesselte ihn auch ohne des Königs Befehl ans Haus. Und so verlebte er denn die letzten Jahre in voller Zurückgezogenheit in der Stadt, deren Oberhaupt und Lebens- mittelpunkt er einst gewesen war. Am 9. März 1694 rief Gott ihn zu sich; und die Letchenpredigt in der Nikolaikirche gab ihm das verdiente Märtyrer- zeugnis an der Hand des Textes Hebr. 10, 23: Lasset uns halten an dem Bekenntnis der Hoffnung und nicht wanken; denn er ist treu, der sie ver- heißen hat. Es ist beachtenswert und mag wohl als eine besondere göttliche Fügung angesehen werden, daß genau an demselben Monatstage, dem 30. September,
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