1901 -
Neuwied [u.a.]
: Heuser
- Autor: Wagner, Georg, Schneider, Karl Theodor
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schulformen (OPAC): Einklassige Volksschule, Zweiklassige Volksschule
- Regionen (OPAC): Schleswig-Holstein
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Sage und Geschichte.
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stehenden Kampfes nahmen die Mannschaften am Tage vorher das heilige
Abendmahl.
Am 18. April morgens 2 Uhr rückten sie in der Stille und Dunkel-
heit der Nacht in die dritte Parallele ein. Acht Stunden bangen und doch
freudigen Erwartens hatten sie hier zu verbringen, und manch ernster Ge-
danke wird durch die Seelen der harrenden Krieger gezogen sein. „Kurze
Zeit vor Beginn des Sturmes," so erzählt ein Augenzeuge, „kam ein Feld-
geistlicher zu unserer Sturmkolonne und stärkte uns durch eine kurze An-
sprache. Liebe Kameraden, sprach er, in wenig Minuten wird der Augen-
blick da sein, in welchem euer ganzer Mut in Anspruch genommen werden
wird. Ihr geht aber mit dem Bewußtsein in den Kampf, für eine gerechte
Sache zu streiten. Vertrauet auf Gott und geht mit Gott! Verzaget nicht!
Der Herr segne euch und gebe euch seinen himmlischen Frieden! Amen.
Darauf beteten wir mit nassem Auge ein stilles Gebet, und dann rief der
Prediger nochmals: Geht mit Gott! In diesem Augenblicke rief der hinter
uns stehende Beobachtungsposten der Haubitzbatterie, unter der wir uns be-
fanden: Noch zwei Minuten! Eine Generalsalve erfolgte; dann schwieg das
Geschützfeuer, das von 4 Uhr morgens an unausgesetzt getobt hatte. Es war
10 Uhr. Eine lautlose kurze Pause folgte; dann schlugen die Trommler den
Sturmmarsch; die Regimentschöre bliesen Ich bin ein Preuße, und mit
tausendstimmigem Hurra ging es auf die Schanzen los."
Voran ging jeder Sturmkolonne eine zum Ausschwärmen bestimmte
Schützenkompanie; ihr folgten unmittelbar die Pioniere, die allerlei not-
wendige Werkzeuge, als Spaten, Hacken, Äxte, Brechstangen sowie auch Pulver-
säcke von je 30 Pfund mit sich führten, und in einem Abstande von 100 Schritt
folgte die eigentliche Stnrmkolonne. Viele der Stürmenden sanken unter der
feindlichen Kugelsaat; doch drangen die Massen unerschüttert vor, und nur
wenige Minuten vergingen, da wehte das preußische Banner auf der Verbindung
zwischen den feindlichen Werken Nr. Ii und Iii. Es war ein wirres Durch-
einander, was das Ohr vernahm: Geknackter des Gewehrfeuers, preußische
und dänische Kommandorufe, Trommelgewirbel, Kampfgeschrei. Ein Jubel
erhob sich — die Schanze Nr. I war genommen; auf ihrer Höhe flatterte
ein preußisches Banner. Was wäre nun noch für die tapferen Preußen un-
erreichbar gewesen? Die verschiedenen Truppenteile wetteiferten, es einander
zuvorzuthun. Binnen zwanzig Minuten etwa befanden die Preußen sich in
dem Besitze von sechs Schanzen. Die Dänen wehrten sich zwar auf den ihnen
noch übriggebliebenen Plätzen verzweifelt, aber der Tapferkeit der Preußen
vermochten sie nicht zu widerstehen; es blieb ihnen nur der Tod, Flucht oder
Gefangenschaft. Bald nach 12 Uhr war das Eroberungswerk vollendet und
gegen '/s3 Uhr auch der starke Brückenkopf genommen, der die beiden Schiffs-
brücken über den Alsensund deckte. Die Trümmer des dänischen Heeres hatten