1901 -
Neuwied [u.a.]
: Heuser
- Autor: Wagner, Georg, Schneider, Karl Theodor
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schulformen (OPAC): Einklassige Volksschule, Zweiklassige Volksschule
- Regionen (OPAC): Schleswig-Holstein
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Sage und Geschichte.
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lener Zeit gefunden! und eine wie segensreiche Thätigkeit hat er nach
den Stürmen des Krieges auch im Frieden entfaltet! Ende des Jahres
1899 betrug die Zahl der Vereine 944, die der Mitglieder gegen
200000 und das Vereinsvermögen über 10 Millionen Mark.
Wo irgend im Vaterlande Notstände auftreten, sei es durch ver-
heerende Sturmfluten oder durch Überschwemmungen, sei es durch
Krankheiten oder durch Feuersbrünste, da tritt der Vaterländische
Frauenverein sofort lindernd und helfend ein. Namentlich aber ist es
die Armen-, Kranken- und Kinderpflege, der die Vereine sich widmen.
Armen- und Krankenhäuser, Waisenhäuser und Kinderhospitäler werden
gegründet oder unterstützt; unter Zuziehung von Diakonissen und sonst
ausgebildeten Krankenpflegerinnen wird die Krankenpflege in den Ge-
meinden ausgeübt und in tausend Hütten und Arbeiterstuben Hilfe und
Trost an das Krankenlager der Bedürftigen gebracht. Näh- und Flick-
schulen, Industrieanstalten und Sonntagsküchen, Volks- und Schulküchen so-
wie Suppenanstalten werden aus Vereinsmitteln gegründet; armen Kindern
wird der Weihnachtsbaum angezündet und der Weihnachtstisch mit
Gaben gedeckt, und arme Konfirmanden werden zum ersten Gange an
den Tisch des Herrn mit Kleidung versehen. Waeber.
329. Die Ostküste Schleswig-Holsteins.
Die Ostküste Schleswig-Holsteins hat einen besonderen Reiz durch die
lief ins Land eindringenden Meerbusen, Förden genannt. Wie sind die
entstanden? Die Gelehrten, die mit großem Fleiß und Scharfsinn die Geschichte
unserer Erde erforscht haben, nehmen folgendes an: Vor vielen Jahrtausen-
den, ehe noch unser Vaterland von Menschen bewohnt war, bewegten sich
gewaltige Gletscher von den Bergen Skandinaviens herab südwärts und
führten ungeheure Massen von Thon, Sand und Steingeröll mit sich. Als
das Eis allmählich auftaute, lagerten sich jene Geschiebemassen auf dem
felsigen Untergründe ab und bedeckten nicht allein die cimbrische Halbinsel
sondern auch die ganze norddeutsche Tiefebene bis zu einer Höhe von 100
Meter und darüber.
Dann trat — vielleicht Tausende von Jahren später —- eine aber-
malige Vereisung ein. Diesmal kamen die Gletscher von Osten und Nord-
osten; und sie waren es, die die Ostküste Schleswig-Holsteins zerrissen, die
sich tief in die weichen, losen Gcschiebemassen hineinbohrten und so jene
Furchen und Risse schufen, die dann durch die Schmelzwasser des Gletschers
und durch einströmende Flüßchen und Bäche allmählich vertieft wurden.
Die weite, trompetenförmige Mündung der Förden ist das Werk der
wühlenden und spülenden Meereswogen, die fortwährend in die Buchten
eindringen.