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1. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 361

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
V. Geistliche und kircheugeschichtliche Stoffe. 361 Knabenspicle, ward still und ernst, und seine Gedanken beschäftigten sich Tag und Nacht nur mit himmlischen Dingen. Es ergriff ihn bald die Ahnung, er sei von Gott zu einem Heidenboten ausersehen, und oft erschien ihm in wunderbaren Träumen seine heisse Sehnsucht erfüllt. Einmal war es ihm, als wenn er der Erde entschwebte und vor den Thron Gottes geführt würde. Dort stand er im Kreise der Seligen. Alle sangen himmlische Lieder zum Preise des Herrn und schauten gegen Sonnenaufgang, wo ein strahlender Lichtglanz den Thron Gottes einhüllte. Von den Aposteln geleitet trat er näher und hörte eine Stimme, die ihm zurief: „Geh hin! und mit dem Kranze des Märtyrers wirst du mir zu- rückkehren.“ Solche Traumgesichte befestigten immer mehr in ihm den Entschluss, als Prediger des Evangeliums zu den Heiden zu gehen. Um sich nun die hierzu nötigen Kenntnisse zu erwerben, widmete er sich mit dem grössten Eifer den Wissenschaften, so dass er im Alter von 20 Jahren schon zum Vorsteher der Klosterschule ausersehen ward. Zwei Jahre lang hatte er mit Lust und Liebe für das Wohl seiner Schüler gesorgt, als er mit andern Mönchen nach dem Kloster Neu-Corvey in Westfalen versetzt wurde, das der Kaiser Ludwig der Fromme zu einer Missions- stätte unter den Sachsen bestimmt hatte. Hier verweilte er drei Jahre lang als Rektor der Schule und Volksprediger unter mancherlei Mühen, bis sein innigster Wunsch sich unerwartet erfüllen sollte: Es kam ihm die Kunde, dass Harald, der König von Südjütland, mit grossem Gefolge am Hofe Ludwigs zu Jngelheim bei Mainz erschienen sei, um Hilfe gegen seine Feinde zu suchen, und dass der Kaiser ihn ausersehen habe, den neubekehrten König auf der Rückkehr in sein Reich zu begleiten und unter seinem Schutze den heidnischen Jüten das Evangelium zu verkün- digen. Mit hoher Freude vernahm Ansgar seine Wahl, und alle Be- mühungen seiner furchtsamen Freunde, ihn in seinem Entschlüsse wankend zu machen, waren vergebens. Nur ein Klosterbruder, Autbert mit Namen, war entschlossen, sich mit ihm dem heiligen Werke zu weihen. Getrosten Mutes traten sie mit Harald und seinem Gefolge die Reise an, fuhren den Rhein hinab und erreichten im Spätherbste des Jahres 826 zu Lande über Hammaburg die jütische Grenze. Wahr- scheinlich schlugen sie schon damals nördlich von dem Danewerk, dem späteren Grenzwall der Dänen, zu Heidaby oder Sliasvic (Schleswig, d. h. Schleiort) ihren Wohnsitz auf. Es war ein vielbesuchter Hafenplatz, wo Kaufleute aus allen umliegenden Ländern zusammenströmten und alle Waren aufgestapelt wurden, die von der Nordsee nach der Ostsee oder umgekehrt geschafft werden sollten. Sogleich begannen die Glaubens- boten ihre Predigt; allein sie wurden mit Misstrauen und finsteren Blicken
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