1901 -
Neuwied [u.a.]
: Heuser
- Autor: Wagner, Georg, Schneider, Karl Theodor
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schulformen (OPAC): Einklassige Volksschule, Zweiklassige Volksschule
- Regionen (OPAC): Schleswig-Holstein
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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V. Geistliche und kircheugeschichtliche Stoffe.
empfangen. Das Volk glaubte, dass der Gott Thor, der Herr des Donners,
bald die Verkündiger des neuen Glaubens mit seinem Hammer zer-
schmettern werde, und mied ihre Nähe. Trotzdem war die Arbeit
Ansgars und Autberts nicht vergebens. Sie fragten und suchten eifrig nach
gefangenen Knaben, um sie zu kaufen und zum Dienste des Herrn zu
erziehen, und gründeten die erste christliche Schule; selbst der König
Harald übergab willig mehrere aus seinem Gefolge ihrem Unterrichte.
Aber schon im folgenden Jahre (827) musste Harald wieder vor
seinen Feinden weichen, und auch Ansgar zog mit seinen Genossen über
die Eider nach einem Gute, das der Kaiser Ludwig ihm geschenkt hatte.
Von hier aus verkündigten sie bald unter den heidnischen Dänen bald
unter den christlichen Sachsen das Evangelium. Nachdem sie so zwei
Jahre lang gewirkt hatten, ward Autbert durch Kränklichkeit gezwungen,
in das Kloster, von dem sie ausgegangen waren, heimzukehren. Bald
darauf wurde auch Ansgar von seinem Werke abberufen, da der Kaisei
ihm eine Gesandtschaft nach Schweden übertrug, wo sich ein neues
Feld zur Ausbreitung des Evangeliums öffnete. Nach seiner Bückkehr
831 ward er dann in dankbarer Anerkennung seiner Verdienste um die
Mission unter den nordischen Völkern von Ludwig dem Frommen zum
Erzbischof von Hammaburg oder Hamburg ernannt, das zur Zeit Karls
des Grossen an der Mündung der Alster gegründet war. Unermüdlich
war er hier thätig, die schon gegründeten Gemeinden im Glauben zu
stärken, durchzog predigend und taufend die nahegelegene Landschaft
und erbaute Kirchen zu Bramstedt, Kellinghusen und anderen Orten.
Die Gemeinden blühten auf und versprachen die beste Frucht, als
sich von Norden her ein Sturm erhob, der alles zu vernichten drohte.
Schon lange hatten die wilden Normannen unter ihren Seekönigen die
Nordseeküsten mit Feuer und Schwert verwüstet, und jetzt (845) er-
schien der König Horic (Erich) mit einer Raubflotte plötzlich vor Ham-
burg. Die überraschten Einwohner flohen; Ansgar und seine Schüler
retteten kaum ihr Leben; Hamburg wurde von Grund aus zerstört, und
Kirche und Schule, die Ansgar daselbst gegründet hatte, gingen in
Flammen auf. Ganz Sachsenland ward mit Schrecken erfüllt, und die
christlichen Gemeinden zerstreuten sich. In dieser Not fanden Ansgar
und seine Gefährten in Ramelsloh, dem Landgute einer frommen Edelfrau
im Lüneburgischen, eine sichere Zufluchtsstätte. Hier sammelte er all-
mählich seine Mitarbeiter und nahm bald mit neuer Zuversicht sein
Werk wieder auf. Vorzüglich lag es ihm am Herzen, den König Horic,
den Urheber alles Unheils, für das Christentum zu gewinnen. Im
Jahre 850 erschien Ansgar als kaiserlicher Gesandter am Hofe des heid-
nischen Königs und wusste bald durch Worte und Thaten jeden Hass