1901 -
Neuwied [u.a.]
: Heuser
- Autor: Wagner, Georg, Schneider, Karl Theodor
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schulformen (OPAC): Einklassige Volksschule, Zweiklassige Volksschule
- Regionen (OPAC): Schleswig-Holstein
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
V. Geistliche und kirchengeschichtliche Stoffe.
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Wir werden ganz müde vom vielen Sehen; doch in das Wirt-
schaftsgebäude müssen wir noch eintreten. Die blanke Küche darin
kann wohl den Wunsch erwecken, in ihr arbeiten zu dürfen. Jenes
andere lange, etwas abseits liegende Gebäude ist das Krankenhaus. In
ihm finden wir helle Säle und Zimmer mit sauberen Betten, in denen
erkrankte Glieder der Anstalt liebevolle Pflege und die Brüder des
Hauses Gelegenheit zur Ausbildung in der Krankenpflege finden. Wir
freuen uns der luftigen Bäume ; dann begeben wir uns zurück in die
Nahe der Direktorwohnung. Wir möchten auch noch gern das Herz
des Hauses, den Betsaal sehen, in dem die tägliche Hausandacht ge-
halten wird. Er ist durch ein Türmchen vor den andern Häusern
ausgezeichnet. Ein traulicher Saal ist’s mit brauner Holzdecke, die
Wände mit dunklem Holz beschlagen und mit einigen Bildern — dar-
unter Wicherns Bild — geschmückt. Hier finden auch die Gesangproben
der Bewohner des Rauhen Hauses statt; die herrlichen, ernsten und
fröhlichen Lieder des Hauses sind weit bekannt.
Wir sind mit unserm Kreisgange zu Ende und verabschieden uns
von unserm freundlichen Führer. Doch nachdem wir Wicherns Schöpfung
gesehen haben, verlangt es uns auch, an seine Grabstätte zu treten.
Auf unserm Heimwege kommen wir an der Kirche des benachbarten
Hamm vorüber, wo der damals achtzehnjährige Kandidat Wiehern einst
seine erste Predigt hielt. Im Schatten dieser Kirche ruht er von seiner
Arbeit. Auf dem schlichten Steine, der sein Grab deckt, steht zu lesen
sein Name, sein Geburts- und Todestag und sein Wahlspruch 1. Joh.
5, 4: Denn alles, was von Gott geboren ist, überwindet die Welt; und
unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat. Schäfer-
369. (220.) Die Kapelle.
1. Droben stehet die Kapelle,
schauet still ins Thal hinab;
drunten singt bei Wies' und Quelle
froh und hell der Hirtenknab'.
2. Traurig tönt das Glöcklein nieder,
schauerlich der Leichenchor;
stille sind die frohen Lieder,
und der Knabe lauscht empor.
3. Droben bringt man sie zu Grabe,
die sich freuten in dem Thal.
Hirtenknabe, Hirtenknabe,
dir auch singt man dort einmal!
Uhland.