1905 -
Leipzig [u.a.]
: Klinkhardt
- Autor: Lange, Karl, Jütting, Wübbe Ulrich, Weber, Hugo
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Weltkunde
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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Seine Landsleute verfolgten ihn mit glühendstem Haß, als den Ver-
derber ihres Andreas Hofer. Er floh in die Fremde und soll fein
Leben lang friedlos in der Welt herumgeirrt sein.
Wie der Haß der Tiroler gegen diesen Unseligen noch in der
Gegenwart fortlebt, das beweist die Sage, daß Rafll hinter einem
Kirchhofe des Passeiertales begraben sei, daß aber auf feinem Grabe
weder Blatt noch Halm wachse bis auf den heutigen Tag.
Peter Rosegger.
55. Andreas Hofer.
1. Zu Mantua in Banden
der treue Hofer war,
in Mantua zum Tode
führt ihn der Feinde Schar;
es blutete der Brüder Herz,
ganz Deutschland, ach, in Schmach
und Schmerz!
mit ihm das Land Tirol.
2. Die Hände auf den Rücken
Andreas Hofer ging
mit ruhig festen Schritten,
ihm schien der Tod gering,
der Tod, den er so manches Mal
vom Jselberg geschickt ins Tal
im heil'gen Land Tirol.
3. Doch als aus Kerkergittcrn
im festen Mantua
die treuen Waffenbrüder
die Hand' er strecken sah,
da rief er aus: „Gott sei mit euch,
mit dem verratnen Deutschen Reich
und mit dem Land Tirol!"
4. Dem Tambour will der Wirbel
nicht unterm Schlägel vor,
als nun Andreas Hofer
schritt durch das finstre Tor; —
der Sandwirtz, noch in Banden frei,
dort stand er fest auf der Bastei,
der Mann vom Land Tirol.
5. Dort soll er niederknieen;
er sprach: „Das tu ich nit!
Will sterben, wie ich stehe,
will sterben, wie ich stritt,
so wie ich steh auf dieser Schanz';
es leb mein guter Kaiser Franz,
mit ihm sein Land Tirol!"
6. Und von der Hand die Binde
nimmt ihm der Korporal;
Andreas Hofer betet,
allhier zum letztenmal;
dann ruft er: „Nun so trefft mich recht!
Gebt Feuer! Ach, wie schießt ihr
schlecht!
Ade, mein Land Tirol!"
Julius Mosen.
56. Wie mein Großvater eine alte Schuld
einkassiert hat.
Unser lieber Großvater, der in Paris Gesandtschaftsprediger war,
hat nicht allein jenem undankbaren Grafen von Narbonne das Leben
in der Schreckenszeit gerettet, sondern auch noch manche andere, die
unschuldigerweise vor den Konvent geführt wurden, und denen der
Kopf heruntergemacht werden sollte. So war ein junger Mann aus
der deutschen Gemeinde, die der Großvater mit zu versorgen hatte,
x) Ursprünglische Lesart: Andreas.
Weite Welt. 8