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1. Die weite Welt - S. 131

1905 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
131 68. Vom Vater Blücher. Als in dem zweiten Befreiungskriege die Preußen über den Rhein auf Brüssel zu marschierten, war der Kaiser Napoleon zunächst darauf bedacht, unsern alten Blücher, den preußischen Heldengreis, anzugreifen, und am 16. Juni 1815 entbrannte eine heiße Schlacht bei Ligny. Unsererseits waren bereits alle Truppen im Gefechte gegen Napoleons Übermacht. Wir erwarteten englische Unterstützung, die uns ver- sprochen war; sie kam aber nicht, und schon brach die Dunkelheit herein. Unter ihrem Schutze war feindliches Fußvolk um das Dorf Ligny herumgeschlichen und griff die Unsern, die hinter den Häusern aufgestellt waren, plötzlich im Rücken an. Zu gleicher Zeit drang ein Eisenkeil von 4000 feindlichen Gardekürassieren an einer andern Stelle durch das Dorf. Da zog Blücher den Degen und führte eine Schar leichter Kavallerie selbst gegen die französischen Eisenreiter. Seine Leute wurden geworfen. Sein eignes Pferd traf ein Schuß. In wilden Sprüngen raste es mit ihm fort, die Feinde hinter ihm drein. Jetzt stürzte es zusammen, und der greise Feldmarschall lag betäubt unter dem toten Tiere. Sein getreuer Adjutant, Graf Nostitz, sprang ab und stellte sich mit gezogenem Degen neben ihn. Was er wollte, so hat er später gestanden, wußte er selbst nicht. Aber Gottes Auge wachte über dem Helden. Der Reitersturm zog vorüber; kein feindliches Auge hatte den Feldherrn erblickt; Nostitz war wieder mit ihm allein. Aber nicht lange, da brausten die Reiter zum zweiten Male vorüber, von den Unsern zurückgeworfen. Doch wieder waren sie wie mit Blindheit geschlagen. Die Unsern jagten hinter ihnen drein. Schnell hielt Nostitz einen Husaren an. Mit Mühe wurde der Feldmarschall unter dem toten Pferd hervorgezogen und auf das Husarenpferd gesetzt. Es war die höchste Zeit, denn schon drangen die feindlichen Reiter aufs neue vor. Unser Fußvolk, hinter Ligny im Dunkel des Abends überfallen, rings umbraust von feindlichen Reitern, zog sich geordnet in geschlossenen Massen zurück. Alle An- griffe der feindlichen Reiterei schlug es kaltblütig mit Bajonett und Gewehrfeuer ab. Eine Viertelstunde hinter dem Schlachtfelde stellte sich unser Heer wieder auf. Der Feind wagte nicht, dasselbe zu ver- folgen. Das Schlachtfeld war verloren, aber nicht die Ehre, nicht der Mut. Denn schon am folgenden Tage versprach der Feldmar- schall dem englischen Befehlshaber Lord Wellington, daß er ihm am 18. mit seinem ganzen Heere zu Hilfe kommen wolle. Am 17. ließ er die Armee in Parade an sich vorbeimarschieren, damit die Soldaten bei dem stolzen Paradezuge die gestrigen Unfälle vergessen sollten. So neigte sich der Tag des 17. Juni. Inzwischen waren die Engländer im Anmarsche, und Napoleon ging ihnen ent- gegen, um eine Verbindung mit den Preußen zu verhindern. Schon am folgenden Tage, am 18. Juni, stand er ihnen unweit Brüssel in Schlachtordnung gegenüber. Der Herzog von Wellington hatte seine 9*
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