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1. Die weite Welt - S. 9

1905 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
9 schlage wieder aufgeforstet werden. Gar oft besuchte der Kurfürst seine Waldungen, und er tat es nicht bloß, um Hirsche und Schweine zu er- legen, sondern auch um sich von der Beschaffenheit und der Bewirtschaf- tung des Forstes zu überzeugen. Sehr schwierig war es damals, das geschlagene Holz zu verwerten. Der Leipziger Gegend z. B. sowie anderen ebenen, holzarmen Gegenden konnte man nur mit schweren Kosten Holz zuführen. Bei dem Mangel an guten Landstraßen waren weite Holzfuhren aus dem Erzgebirge und dem Vogtlande in niedere Gegen- den oft geradezu unmöglich. Auch da wußte Vater August Rat zu schaffen, indem er sich die Vermehrung der Holzflößen angelegen sein ließ. Man hatte zu seiner Zeit begonnen, mächtige Stämme mit Weiden- geflecht zu langen Flößen zusammenzubinden und diese die größeren Flüsse hinabzuführen. Auch legte man Holzscheite den vom Gebirge herab- eilenden Bächen und Flüssen aus den Rücken; die trugen sie sicher an den Bestimmungsort, und man brauchte ihnen weder Frachtgeld noch Wegzehrung zu zahlen. An ihren Ufern fuhren aus den entlegenen Waldtäleru die Bauern im Winter auf Schlitten das Holz zusammen; oder es wurde den Bächen und Flüssen auf künstlich angelegten Wasser- gräben oft von weit her zugeführt. Solche „Floßgräben" entstanden unter Kurfürst August und mit seiner Hilfe namentlich bei Annaberg, Schneebcrg und im Vogtlande. Sie wurden mit großem Geldaufwand gebaut; der Schlemaer Floßgraben z. B. soll soviel gekostet haben als die prächtige Kirche des benachbarten Schneeberg. Vater August ließ weiter auf der weißen Elster, wie er es schon früher mit dem Kirnitzsch- bache bei Schandau getan hatte, eine Holzflöße einrichten. 1579 wurde in Leipzig das erste Elsterflößholz verkauft. Wie bedeutend bald der Holzhandel und der Verkehr auf den Flüssen war, beweist der Umstand, daß im Jahre 1577 auf der Zschopau 48 große Flöße mit Brettern in die niederen Gegenden gingen. So wurden diese besser als bisher mit Holz versorgt, und die Wälder gaben reicheren Ertrag. Auch dem Gewerbe wandte Kurfürst August seine Aufmerksamkeit zu, und Flüchtlinge aus fremden Ländern waren ihm sehr willkommen, wenn sie eine Fertigkeit mitbrachten, die sie in Sachsen lehren konnten. So nahm er gegen 20000 Tuchmacher willig auf, die um ihres Glaubens willen ihre Heimat in den Niederlanden verlassen hatten, und wies ihnen ihren Aufenthalt in verschiedenen Städten wie Oschatz, Wurzen, Torgau, Liebenwerda, Elsterwerda, Kvttbus, Bautzen, Görlitz, Kamenz an. Um aber für dieses Getvcrbe den nötigen Vorrat von Wolle zu haben, ließ er zu Ostra eine große Schäferei anlegen. Dadurch kam Sachsen bald in den Ruf, daß hier das beste Tuch verfertigt würde. August war zwar ein sehr sparsamer Herr, aber für die Wohlfahrt seines Landes, insbesondere für Kunst und Wissenschaft, spendete er mit vollen Händen. Den Universitäten in Leipzig und Wittenberg wandte er reiche Geldmittel zu; in Dresden gründete er die Kreuzschule, auf der viele berühmte Männer herangebildet worden sind, und sonst verordnete er noch, daß jede Stadt und jedes Dorf Schulen einrichten solle. Auch
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