1900 -
Leipzig [u.a.]
: Ehlermann
- Hrsg.: Zernial, Unico, Huth, C. H. A., Hirt, Paul, Lucas, F., Hellwig, Paul, Spieß, Heinrich
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule
- Inhalt Raum/Thema: ABC_Lesen
- Geschlecht (WdK): Jungen
Vi
Vorwort.
Unterricht ausgehen. Nun nimmt auf der Stufe, für welche vor-
liegende Sammlung bestimmt ist. ohne Zweifel die Beschäftigung mit
der epischen Poesie eine dominierende Stellung ein. Im Anschluß
an diese also war ich bemüht eine Auswahl zu treffen, die geeignet
wäre den Jdeenkreis der Schüler möglichst zu erweitern, ohne dabei
doch der Lektüre vorgreifen und ihren Gegenstand zum Inhalt der
Lesestücke machen zu wollen. Und da sich in der Poesie einer jeden
Epoche deren ganze Kultur spiegelt, lag es nahe, die Betrachtung auf
den Gang der Kultur überhaupt auszudehnen.
Es führt uns aber die epische Poesie zurück zu den ältesten und
einfachsten Kultnrverhältnissen, in die Zeit der Bildung der Sprache
(und damit der Nationalität), der Mythologie und Sage. Niemand
wird das Bildende der Beschäftigung mit diesen ersten Schöpfungen
des Menschengeistes verkennen. Zumal mit den Gesetzen des Werdens
und der Entwickelung der Sprache bekannt zu machen gehört doch mit
zu den eigensten Aufgaben des deutschen Unterrichts. Aber hierbei
stellten sich dem Bestreben, eine zweckmäßige Auswahl mustergültiger
Lesestücke zu treffen, nicht unerhebliche Schwierigkeiten entgegen. Denn
da, wie bekannt, die wissenschaftliche Forschung gegenwärtig sich ge-
rade auf diesen Gebieten einer weit entlegenen dunklen Vergangenheit
bewegt, so fehlt noch viel, daß ihre Ergebnisse bereits von großen
Gesichtspunkten aus betrachtet, in musterhafter Darstellung nieder-
gelegt wären. Noch ist alles im Fluß: nicht nur immer neue Ent-
deckungen machen die früheren Resultate der Forschung leicht ver-
alten, sondern es wechseln auch rasch die wissenschaftlichen Theorien.
Darum waren einerseits die einst bahnbrechenden älteren Arbeiten auf
diesem Gebiete im allgemeinen nicht mehr zu benutzen, anderseits
mußte sich die Auswahl auf die wenigen neueren Werke beschränken,
die als klassisch gelten dürfen.
Indessen war dabei doch zu bedenken, daß der Hauptzweck der
vorliegenden Arbeit nicht die Mitteilung neuer, fruchtbarer Ideen ist.
das Wesentliche überhaupt nicht so sehr in der stofflichen Qualität
der ausgewählten Lesestücke wie in ihren formalen Vorzügen besteht,
insofern sie dem Schüler Anleitung zu einer klaren, folgerichtigen
Darstellung der Gedanken geben sollen. Gewiß soll beides möglichst
vereinigt sein, und unter allen Umständen wird man verlangen dürfen,
daß der Inhalt der gewählten Stücke bedeutend und anregend sei;
aber es wird schwerlich ein Bedenken hervorrufen, wenn sich in der
Sammlung einzelne Stlicke sinden, die in ihren Resultaten nicht