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1. Abt. 8 = Für Prima - S. 142

1908 - Berlin : Grote
142 von Wilamowitz: Der Zeus von Olympia. reicheren Ergebnissen von den Franzosen aufgedeckt worden sind. An einem Heiligtum ist die Hauptsache der Gott, der es bewohnt, oder anders aus- gedrückt, der Glaube, der es heiligt. Den zu erfassen braucht man viele Arbeit, stille Einkehr in das Wesen der Religion überhaupt, weite Umschau über die Formen des Gottempfindens und des Gottesdienstes, die gerade bei den Hellenen in tausend bunten Metamorphosen das eine ewige Gefühl variieren, der Menschenseele Sehnsucht nach dem ewigen Licht. Dazu ge- hört wohl manche Forschung, die nur am Studiertisch gemacht werden kann, einerlei wo er stehe; aber wenn ein Gott an eine Stätte gebunden ist, dann muß man ihn bei sich aussuchen, wenn man ihn fassen will; dieser Gott hat sich den Menschen offenbart, die an diesem bestimmten Orte saßen. Dieser Himmel, diese Erde, dieser Berg und Busch und Bach, das Element, das ewig wechselnde, zeugt in seiner Stetigkeit auch uns noch von dem Geiste, dessen Rauschen in der Natur vor Jahrtausenden suchenden Menschenseelen Staunen und Schauder weckte, Hoffen und Frieden brachte. Olympia liegt in einer Landschaft, die uns wenig südlich anmutet. Der Alpheios ist ein stattlicher Fluß, der dem Westmeer zu- strebt und dort von Norden einen bei jedem Regen reißend anschwellen- den Bergbach aufnimmt. Die Landspitze dieses Zusammenflusses ist das heilige, „olympische" Land. Die Gewässer haben kein festes Bett, sondern wühlen es sich in dem weiten, weichen Alluvialgrunde, wenn der Mensch ihnen nicht die Wege weist. Eine Zeitlang im frühen Mittel- alter sind sie über das Heiligtum geflossen; ihr Sand hat den Hermes in sorglichem Grabe gebettet, bis unser Spaten ihn zu neuem Leben weckte. Die Heiligung dieses Ortes hat ihren Ausgang von einem runden, nicht eben hohen Hügel genommen, dem letzten der Hügelfolge des nördlichen Ufers, den man den Kronoshügel nannte. Er ist noch jetzt fast undurch- dringlich dicht mit meist immergrünem Gebüsche bestanden, das sich im Früh- jahre mit bunten Blüten deckt. Schaut man von ihm nach Süden und Westen, so dehnt sich welliges, buschbewachsenes Gelände weithin; keine charakteristischen Berglinien säumen den Horizont. Des Meeres Nähe wird nicht gespürt; seine Küste ist hafenlos und unwirtlich: von da ist keine Kultur hierher gelangt. Arkadiens Bergland, aus dem der Fluß komnit, und zu dem Olympia als ein Grenzposten von Natur gehört, wird im Osten sichtbar; aber es hat von dieser Seite nichts Imposantes. Vor drei Jahrtausenden wird der Wald stattlicher, die Wildnis rauher, die Vegetativa nordischer gewesen sein. Aber auch heute ist die Landschaft grün, und Feuchtigkeit schwängert die Luft; Menschenarbeit zeigt sich wenig. Das linke Flußufer enthält weite Strecken, die besser zu Jagdgründen als zu
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