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1. Abt. 8 = Für Prima - S. 163

1908 - Berlin : Grote
Curtius: Der Wettkampf. 163 Herden, sondern vor allem die Blüte der Jugend in ihrer Gesundheit und Kraft den Göttern darstellen zu müssen; und zwar nicht bloß in feierlichen Aufzügen, in festlichen Tänzen, sondern auch in freudigem Wettkampfe sollten ihre Jünglinge zeigen, daß sie die reichlich empfangenen Gottesgaben zu voller Entwicklung zu fördern nicht träge gewesen seien. So sind die Wett- kämpfe ein Opfer des Danks, dessen die Götter sich freuen. Darum sind alle regelmäßigen Wettkämpfe, die wir in geschichtlicher Zeit nachweisen können, an Götterfeste geknüpft; ihre Schauplätze sind ur- sprünglich die Tempelhöfe, die eigentlichen Zuschauer sind die Götter. Ihnen wird ja alles verdankt, was zum Wettkampfe befähigt: die Spannkraft der Muskeln, die im Laufe ausdauernde Brust, die Harmonie der Glieder, die Stimme des Gesangs wie die geistbeseelte Rede; was also immer an Ehre und Gewinn dadurch erworben wird, gebührt von Rechts wegen der Gottheit. Der Mensch hat neben ihr keinen Anspruch. Die gewonnenen Dreifüße werden also zum dauernden Schmucke um das Haus des Gottes aufgestellt, und wer den goldenen Siegespreis, den er mühevoll errungen hat, etwa heimtragen wollte, der würde dem Gott das Seine nehmen, er würde der Strafe des Tempelraubes verfallen, und die Gemeinde, welche ihn schützen wollte, müßte aus der Genossenschaft des gottesdienstlichen Vereins ausgestoßen werden. Je deutlicher sich die Hellenen in ihrem Volksbewußtsein von den Barbaren unterscheiden lernten, um so lauterer und eigentümlicher haben sie die Idee des Wettkampfes entwickelt, und diejenigen unter ihnen, welche jenen Gegensatz am kräftigsten darzustellen berufen waren, die Dorier, haben am entschiedensten dahin gewirkt, jede Rücksicht auf Eigennutz und alle unreinen Beimischungen zu entfernen. Die Wertpreise verschwinden, damit keiner, den schnöder Gewinn an- lockt, an den heiligen Schauspielen sich beteilige. Der Kranz von Blättern, der Laubzweig, die wollene Binde haben ja keinen anderen Wert, als daß sie Symbole des Sieges sind, die von den Göttern selbst — wie die dem Timoleon von der Tempeldecke auf das Haupt fallende Binde — oder in der Gottheit Namen von den stellvertretenden Preisrichtern vor den Augen des Volks ausgeteilt werden. Der Kranz ist vom Baume, welcher dem Gotte heilig ist. Wer mit dem Kranze angetan wird, stellt sich dadurch als ein dem Gotte Zugehöriger dar; er wird ihm zugeeignet, und gleichwie das Opfertier bekränzt wird, damit es als göttliches Eigentum gegen jede unheilige Menschenhand sicher gestellt werde, wie Häuser, Straßen, Plätze durch ihre Bekränzung den Göttern sinnbildlich zugeeignet werden, deren Laub sie tragen, so wird auch der Sieger wie ein den Göttern wohlgefälliges Opfer mit Binden geschmückt, 11*
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