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1. Abt. 8 = Für Prima - S. 334

1908 - Berlin : Grote
334 Jahn: Der Apoll von Belvedere. Apollo stellt Hektor wieder her und bringt ihn zu den Seinigen in die Schlacht zurück. „Vor nun drangen die Troer mit Heereskraft; Hektor voranging Mächtigen Schritts, vor ihm selbst dann wandelte Phöbus Apollon, Eingehüllt in Gewölk, und trug die stürmische Ägis, Grauenvoll, ranhumsäumt, hochfeierlich, welche Hephästus Schmiedet' und Zeus dem Donnerer gab zum Entsetzen der Männer; Diese trug in den Händen der Gott und führte die Völker." Die Achäer harren der angreifenden Troer, der Kampf beginnt. „Weil noch still die Ägis einhertrug Phöbus Apollon, Haftete jegliches Heeres Geschoß, und es sanken die Völker. Aber sobald er sie gegen der reisigen Danaer Antlitz Schüttelte, laut aufschreiend und fürchterlich, jetzo verzagte Ihnen im Busen das Herz und vergaß des stürmischen Mutes." Wie die Herden vor Raubtieren, „Also entflohn kraftlos die Danaer, ganz von Apollons Schrecken betäubt; denn die Troer und Hektor ehrt' er mit Siegsruhm." Im Homer also fand der Künstler das Bild des Ägiserschütterers Apollo, wie wir uns die vatikanische Statue vorstellen müssen. In die Hand mußte er ihm die Ägis geben, welche er nicht, wie Zeus und Athene, auf die ihnen eigentümliche Weise umgehängt trägt, sondern als eine von Zeus ihm für einen bestimmten Zweck verliehene Waffe momentan gebraucht. Denkt man sich den Apoll von Belvedere mit der Ägis in der erhobenen Linken ergänzt, so bietet zunächst die Statue ein ungleich besser abgeschlossenes Ganzes als mit dem Bogen in der Hand, der, wie immer ausgeführt, einen unruhigen und zerstreuenden Anblick machen müßte. Vor allem aber ge- währt die Ägis jenes volle Verständnis des prägnanten Moments, den die Statue zur Anschauung bringt, welches vorher verlangt wurde. Die Hand- luug des Gottes und ihre Wirkung ist eins, fällt in einen und denselben Augenblick zusammen, wie in seiner Haltung und Stellung Ruhe und Be- wegung, Zorn und Heiterkeit in seinem Gesicht im Ubergangsaugenblick zusammengefaßt erscheinen. Die Ägis ist die unmittelbar vernichtende gött- liche Waffe; sie zeigen und verderben ist eins, eine Abwehr dagegen ist un- denkbar; wer sie in der Hand des Gottes erblickte, hatte den unmittelbar sinnlichen Eindruck, daß jeder Gegner vor ihm erlegen sein mußte. Die Frage, ob das Ziel wirklich getroffen sei, ist ebenso müßig als die nach dem Gegner, wer er sei und welcher Art, ob einer, ob viele; alles ver- schwindet vor der völligen Gewißheit der Vernichtung, welche der bloße Anblick der Ägis bringt.
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