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1. Abt. 8 = Für Prima - S. 336

1908 - Berlin : Grote
336 Jahn: Der Apoll von Belvedere. der Perserkriege seien wiedergekehrt, man hoffte auf nationale Einigung, auf Erhebung zu nationaler Freiheit und Größe. Wie im Perserkriege schrieb man den Göttern einen wesentlichen und unmittelbaren Anteil an dem Siege zu. Ein Dank- und Rettungsfest wurde gestiftet, das in Delphi noch lange Zeit mit glänzendenl Aufwand gymnastischer und musischer Wettspiele zu Ehren Zeus' des Erretters und des pythischen Apollo gefeiert wurde. Es wurde erzählt und geglaubt, als man damit umgegangen fei, mit den Tempelschätzen zu flüchten, habe ein Orakel das verboten mit der Weisung, der Gott selbst werde Sorge tragen und die weißen Jungfrauen. Und als die Kelten zu stürmen begannen und das furchtbare Unwetter mit Donner und Blitz, Schnee und Hagel über sie einbrach, als der Sturm entwurzelte Bäume und losgerissene Felsblöcke über sie herstürzte, da sah man Apollo selbst in überirdischer Schönheit leuchtend durch die Dachöffnung in seinen Tempel herabkommen und init Athene und Artemis, deren Bilder vor dem Tempel standen, den Feind bekämpfen. Das war ein Vorgang und eine Stimmung, welche einen Künstler schöpferisch anregen mußten, und keinen glücklicheren Ausdruck konnte er für die Vorstellung, welche es hier galt, finden, als das homerische Bild des Apollo mit der Ägis. Bei wenigen Symbolen hat sich im Kultus und in der Sage die ursprünglich zugrunde liegende Naturanschauung so lebendig im Bewußtsein erhalten wie bei der Ägis und dem Gorgoneion. Daß sie Sturm und Gewitter in ihren heftigsten Erscheinungen ausdrücken, ist wohl nie ganz verkannt worden, und auch in der homerischen Schilderung klingt der Ton der alten Naturpoesie im Mythus durch die epische Darstellung hindurch. Zeus, der höchste Himmelsgott, zeigt sich in seiner höchsten Macht und Majestät, wenn er die dunkeln Wolken am Himmel zum Ge- witter versammelt und Blitz und Donner entsendet; dann schüttelt er die grauenvolle Ägis und verbreitet Entsetzen und Vernichtung. Aus diesem Aufruhr der Natur geht, wenn der Feuergott mit zuckendem Blitzschlag das Gewölk zerteilt hat, in leuchtendem Glanz die blauäugige Athene am auf- geklärten Firmament hervor; auch sie trägt als Waffe die Haut des Un- getüms, dessen Vernichtung ihre Herrschaft begründet. Apollo, der Sonnen- gott, zeigt seine eigentliche Natur und Kraft nicht im Sturm und Gewitter; wenn man in solchen Erscheinungen unter ganz besonderen Umständen ihn als wirksam beteiligt wahrzunehmen glaubte, so offenbarte er sich als den von seinem Vater Zeus gesandten und ausgerüsteten Stellvertreter. Diese Vorstellung sprach sich auch darin aus, daß das Rettungsfest zuerst dem Zeus als dem Retter und erst neben ihm dem Apollo gewidmet wurde, wiewohl dieser doch der eigentliche Gott des pythischen Heiligtums war. Leibhaftig aber drückte die Statue sie aus, welche Apollo mit der von Zeus
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