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1. Deutsche Dichtung in der Neuzeit - S. 56

1916 - Trier : Lintz
56 Ick mag dock länger nicht hie bleiben, Ich werde mich gewiß entleiben. ,'ssch lauffe mit dem Kopffe wider die Wand Oder erstecke mich mit der Hand. (Er laufft und fällt über seinen Degen.) Nein, lieber *), sich! was sol das seyn? Hab ich doch hier das Schwerdte mein. Allons! nun ists mit mir gethan. Mein lieber Hals, du must daran. Ey, es ist warlich schad umb mich. Frisch auff, mein Hertz, und dich erstich. (Er zeucht den Degen aus, wendet sich gegen den Zusehern und spricht:) Erschrecket nicht, lieben Leute, ich er- steche mich nicht recht, es ist nur Spiel. Wer es nicht sehen kan, der gehe hinaus oder mache die Augen zu, biß ich die schreck- liche That verrichtet habe. Nun gesegne dich Gott, trincken und essen, Ihr Bornen und ihr Aepffel, ick muß euer vergessen! Ade, Ade, all alt und jung! Der Todt thut nach mir einen Sprung. Gesegn' euch Gott, klein und groß, Der Todt gibt mir itzt einen Stoß. (Er ziehlet eine lange weile mit dem Degen, hernach wendet er sich zu den Zuhörern und spricht:) Ey, Lieber fürchtet doch euch nicht so, es hat nichts zu bedeuten. Seht, ich wil mick nur mit dem Knopffe erstechen. (Hernack macht er das Wambst auff, setzet den Knopff an die Brust, die Spitze an die Bühne, fällt nieder, stehet hernach wieder auff, laufft umb das gantze Dlleatrum herumb und fanget an:) Nun hab ich mich gethan vom Brod. Seht, Lieber, seht, ich bin stein tod. Ach, >vie wird Nbisbe mick beklagen! Ev, Lieber, lassts ihr doch nicht sagen. Ade, mein Leben hat ein End. Hie fall ich auff Bauch, Kopff und Händ. (Er fället wieder nieder, heulet eine lange weile, verkebret die Angen im Kopff und schweiget endlich, der Monden leschet sein Licht aus.) Theodorus. Das ist ein erschrecklicher Tod; wer ihn nur recht beweinen tönte. Thisbe. Sage, Mond, wo ist dein güldner Schein hinkommen? Wie hast du so sehr abgenommen? Vorhin wärest du lieblich und klar, Itzt bist du finster gantz und gar. Wo werd ich den kirumn8 finden? Ich seh ihn noch nicht dort dahindcn; Ich habe mich so müde gelauffen, Mich dürst so; möcht ick nur eins sauffen! Ich wil ihn suchen in dem Graß Dort bey dem Brunn; was ist das? (Sie fället über Piramum, steht auff und besitzet ihn.) Hilff Gott! Es ist mein kirawus! Ich wil ihm stehlen einen Kuß, Dieweil er schläfft in dieser Ecken Vnd sich ins grüne Graß thut strecken. So kan ich sagen unverholen, Daß ich ihm einen Schmätzerling abgestohlen. (Sie küsset ihn, Piramus schnappet nach ihr mit dem Maul.) Schaut, Lieber, wie ist er so kalt, Bnd hat so eine bleiche Gestalt! Schaut, wie ihm hangt der Hals und Kopff — Ach, er ist todt, der arme Tropff! Ev, Lieber, er bat sich erstochen! Fürwar, ich hab es wol gerocken. Ach, ach, ach, ach, was fang ich an? Ach, Thisbe, was hast du gethan? Die Haar wil ich außrauffen mir (Sie greifst unter die Armen, rillet.) Vnd dich beweinen für und für. O ?iramu8, du edler Ritter, Du allerschönster Muscowitter, Ev Piramus, bist du denn todt? Ev, sage mir doch für der letzten Noth Nur nock ein einiges Wörtlein. Piramus. Ich habe nichts mehr in meinem Zedelein. Violandra. Das gehet noch wol hin, wenn die Todten reden können. P. S quentz. Bevm S. Stentzel, Piramus! Ihr seyd ja todt. Schämet euch für dem Teuffel! Ihr müßt nichts sagen, sondern stille liegen wie eine todte Sau. Piramus. Ja, ja, ja, ick wils schon machen! bitte (qnseso).
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