Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Deutsche Dichtung in der Neuzeit - S. 411

1916 - Trier : Lintz
411 Die Rosse wälzten sich und zappelten, Todwunde zuckten auf, Landsknecht' und Reiter Knirschten den Sand, da näher trappelten Schwadronen; manche krochen winselnd weiter, Und mancher hat noch einen Stick versucht, Als über ihn der Bayer weggeflucht. 11. Noch lange haben sie getobt, geknallt. Ich hatte mich geflüchtet in den Wald; Doch als die Sonne färbt' der Föhren Spalten, Ha, welch ein köstlich Mahl ward da gehalten! Kein Geier schmaust, kein Weihe je so reich. In achtzehn Schwärmen fuhren wir herunter, Das gab ein Hacken, Picken, Leich' ans Leich'. - Allein der Halberstadt war nicht darunter; Nicht kam er heut' noch sonst mir zu Gesicht. Wer ihn gefressen hat, ich weiß es nicht." 12. Sie zuckt die Klaue, kraut den Schopf Und streckt behaglich sich im Bade. Da streckt ein grauer Herr den Kopf, Weit älter als die Scheh'razadex). „Ha", krächzt er, „das war wüste Zeit, — Da gab's nicht Frauen, wie vor Jahren, Als Ritter mit dem Kreuz gefahren Und man die Münster hat geweiht!" Er hustet, speit ein wenig Sand und Ton, Dann hebt er an, ein grauer Seladon^): 13. „Und wenn er kühn, so war sie schön, Die heil'ge Frau im Ordenskleide, Ihr möcht' der Weihes) süßer stehn Als andern Güldenstück und Seide. Kaum war sie holder an dem Tag, Da ihr jungfräulich Haar man fällte, Als ich ans Kirchenfenster schnellte Und schier Tobias' Hündlein brach. 14. Da stand die alte Gräfin, stand Der alte Graf, geduldig harrend, Er aufs Barettlein in der Hand, Sie fest aufs Paternoster fl starrend, Ehrbar, wie bronzen sein Gesicht — Und aus der Mutter Wimpern glitten Zwei Tränen auf der Schaube Mitten, Doch ihre Lippe zuckte nickt. 15. Und sie in ihrem Sammetkleid, Von Perlen und Juwel umfunkelt, Bleich war sie, aber nicht von Leid, Jhrblick. doch nicht vongram,umdunkelt. So mild hat sie das Haupt gebeugt, Als woll' aus den Altar sie legen Des Haares königlichen Segen; Vom Antlitz ging ein süß Geleucht. 16. Doch als nun, wie am Blutgerüst, Ein Mann die Seidenstränge packte, Da faßte mich ein wild Gelüst, Ich schlug die Scheiben, daß es knackte, Und flattert' fort, als ob der Stahl Nach meinem Nacken wolle zücken. Ja wahrlich, über Kopf und Rücken Fühlt' ich den ganzen »Tag mich kahl. 17. Und später sah ich manche Stund' Sie betend durch den Kreuzgang schreiten, fl d'e Märchenerzählerin in der unter dem Titel „Tausend und eine Nacht" bekannten, vielleicht schon aus dem 9. Jahrhundert stammenden Sammlung morgen- ländischer Geschichten — 2) Bezeichnung eines sentimentalen Jünglings nach dem Haupt- helden des französischen Romans „/Vmree" (1619) — 3) Kopfbedeckung der Nonnen (mhd. wile aus lat. velum). — fl Rosenkranz. — 5) Mantel.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer