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1. Deutsche Dichtung in der Neuzeit - S. 530

1916 - Trier : Lintz
530 Von den Wänden stürzenhelm und Schild Und stürzen in tausend Stücke. — 8. In Schleswig hält Hof und Haus Herzog Knut, Ein Schrecken der Heiden und Slawen, Sein Gelbhaar quillt aus dem Eisenhut, Sich selbst befreiende Sklaven. 9. Den Frieden gab er, daß jeder schlief Den Engeln gleich über den Wolken. Der Ärmste selbst hatte Siegel und Brief Und hat seine Kuh gemolken. 10. Zart lag in seinem Arm stahlhart Sein treues Weib Judithe, Und jubelnd patscht nach dem langen Bart Sein Töchterchen Syrithe. 11. Im Winter elfhundertdreißig und ein, Am Tage von Sankt Brigitten *), Ein Ritter sprengt ins Tor herein, Den Herzog nach Roeskild' 2) zu bitten. 12. König Magnus schrieb: „Es treibt mich fort, Zu beten am heiligen' Grabe. Herzog Knut, gib mir dein Fürstenwort, Zu schützen mein Gut und Habe." 13. Der Herzog nahm Abschied. Sein Auge blau Sah träumend in die Weite. Jens Wohnsfleth und Jven Reventlow Gaben ihm das Geleite. 14. Und als er kam in Roeskilde Ort, Viel Küssen war es und Herzen. Die Bäume raunen von Frevel und Mord Und flüstern von großen Schmerzen. 15. Acht Tage war Jagd und Trinken und Tanz, Turnier und Lanzenstechen. Und als genug der Firlefanz, Wünschtmagnus den Herzog zusprechen. 16. „Die Weiber horchen an Vorhang und Spalt, Und lästig ist hier die Helle. Laß gehen uns in den dunklen Wald, Ein Bote führt dich zur Stelle." 17. Wie war der Wald so weiß und still, Der Schnee lag stumm aus den Zweigen. Fern von der Weltesche Aggdrasil Zog her ein traurig Schweigen. 18. Tuk Ebbson, der Bote, sang vor sich hin, Als in den Wald sie traten, Und leise sang er vor sich hin, Wie Kriemhild die Brüder verraten. 19. Der Herzog hört nicht, mit fröh- lichem Sinn Verfolgt er den Flug einer Meise. Tuk Ebbson, der Bote, singt vor sich hin Von Günthers Heunenreise. 20. König Magnus sitzt auf dem Eichenstumpf, Allein, ohn' Paladine; Unterm Bärenpelz und Wolffellstrumpf Klirrt heimlich Panzer und Schiene. 21. Aufspringt er, als er den Herzog schaut, Und eilt ihm freudig entgegen; Er küßt ihn auf die Lippen traut Und grüßt den treuen Degen. 22. Dann tritt er zurück und klatscht in die Hand, Die Mörder sind gerufen, Und an der Waldblöße lichten Rand Traben plötzlich zweihundert Hufen. 23. „Nun soll es sich zeigen, beim heiligen Christ! Wer König wird von uns beiden." Dem Herzog ließ er keine Frist, Dem blieb das Schwert in der Scheiden. 24. Und schlug ihn tot. Der Herzog fiel Und konnte sich nimmer besinnen. Der König trocknet Axt und Stiel Und reitet pfeifend von hinnen. 25. Wie war der Wald so weiß und still, Der Schnee lag stumm auf den Zweigen. Fern von der Weltesche Iggdrasil Zog her ein traurig Schweigen. — 26. Knuts Brüder ließen die Hunde los Und griffen nach Speer und Köcher. Der Bürgerkrieg fiel übergroß U 1. Februar. — 2) Roeskilde: uralte Stadt auf Seeland, die ehemalige Re- sidenz der dänischen Könige.
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